Die drei Strecken sind nur wenig frequentiert © APA - Austria Presse Agentur
Überlegungen der ÖBB, einige Regionalbahnen auf Busse umzustellen, haben in Oberösterreich für Aufregung gesorgt. Konkret geht es um die Hausruck-, die Almtal- und den Nordteil der Mühlkreisbahn. Mit weniger als rund 2.500 Fahrgästen pro Tag sei die Schiene volkswirtschaftlich nicht vertretbar, argumentieren die Bundesbahnen - und die drei Strecken liegen teils deutlich unter dieser Marke, wie Franz Hammerschmid, Leiter der Strategischen Planung bei den ÖBB, vorrechnet.
Auch die ÖBB müssen einen Beitrag zur Budgetkonsolidierung des Bundes leisten. Rund 10 Prozent der Ausgaben im neuen ÖBB-Rahmenplan bis 2030 sind dem aktuellen Sparkurs zum Opfer gefallen. Statt der ursprünglich vorgesehenen 21,9 Mrd. Euro stehen für den bundesweiten Bahnausbau im Zeitraum 2025 bis 2030 nur mehr 19,7 Mrd. Euro zur Verfügung. Das bedeutet: Einige Projekte werden verschoben, andere hinterfragt. In Oberösterreich betrifft das den nördlichen Teil der Mühlkreisbahn, die Almtal- und die Hausruckbahn. Allerdings geht es nicht um eine komplette Streichung des Öffi-Angebots, sondern um eine Verlagerung auf Busse, deren Betrieb dann allerdings dem Land bzw. dem Oberösterreichischen Verkehrsverbund zufallen würde und nicht mehr den ÖBB.
Derzeit nur 375 Fahrgäste pro Tag auf der nördlichen Mühlkreisbahn
Bei der Mühlkreisbahn geht es um den nördlichen Abschnitt von Aigen-Schlägl nach Rottenegg, wo bei einem - je nach Tageszeit - Ein- bzw. Zweistundentakt täglich nur 375 Fahrgäste unterwegs sind. Die Prognose für die kommenden 15 bis 20 Jahre geht davon aus, dass man künftig vielleicht 600 Passagiere pro Tag erreichen könnte. Etwas besser verhält es sich bei der Hausruckbahn und der Almtalbahn: Die Hausruckbahn zwischen Attnang-Puchheim und Schärding hat derzeit 1.200 Fahrgäste pro Tag, die Prognose liegt bei 1.900, die Almtalbahn von Wels nach Grünau liegt bei 1.500 Fahrgästen am Tag, prognostiziert werden 1.950.
Natürlich können Regionalbahnen nicht mit urbanen Verbindungen mithalten, Spitzenreiter in Österreich ist die Wiener Stammstrecke mit 250.000 bis 300.000 Fahrgästen pro Tag und einem Takt von wenigen Minuten Abstand. Aber etwa die Mattigtalbahn oder Innkreisbahn in Oberösterreich liegen mit 5.000 bis 7.000 Fahrgästen täglich deutlich besser als die drei zu evaluierenden, auch niederösterreichische Regionalbahnen würden sich in der Größenordnung zwischen 4.000 und 7.000 Passagieren bewegen. Die "magische Grenze", ab der eine Regionalbahn volkswirtschaftlich vertretbar ist, beziffert Franz Hammerschmid, Leiter der Strategischen Planung bei den ÖBB, mit etwa 2.000 bis 2.500 Fahrgästen pro Tag.
Vom nördlichen Mühlviertel nach Linz ist der Bus schneller
Daher könnte es bei Almtal-, Hausruck und nördlicher Mühlkreisbahn sinnvoller sein, sie als Busse zu führen, argumentiert er. Darüber wollen die ÖBB mit dem Land Oberösterreich reden. Dort ist man - in rarer Einigkeit von blau bis grün - allerdings not amused über die Überlegungen. Verkehrslandesrat Günther Steinkenner (FPÖ) sprach zuletzt von einem "Frontalangriff auf die Mobilitätsbedürfnisse zig Tausender Menschen, die tagtäglich auf diese Bahnstrecken angewiesen sind" und sieht das Projekt der Linzer Regionalstadtbahn untergraben, deren Rückgrat die Mühlkreisbahn sei.
Die ÖBB wollen das differenzierter betrachtet wissen: Den südlichen Abschnitt der Mühlkreisbahn zwischen Rottenegg und Linz "haben wir nie infrage gestellt", betonte Hammerschmid. Und die Strecke zwischen Aigen-Schlägl und Rottenegg könne man angesichts der niedrigen Fahrgastzahlen auch mit Bussen führen - noch dazu, wo es zwischen Aigen-Schlägl und Ulrichsberg bereits "ein extrem dichtes Busangebot seitens des Landes" in Richtung Linz gebe, das von den Pendlern gut angenommen werde. Aus dem nördlichen Mühlviertel sei man mit dem Bus sogar um 30 Minuten schneller in Linz als mit der Bahn. Und daran hätte sich auch im alten Rahmenplan nichts geändert, denn dieser hätte nur Investitionen in den Bestandserhaltung vorgesehen und keine Begradigung oder Beschleunigung der Strecke. 600 Pendler auf Busse zu verlagern - "das sind 10 Busse mehr", so Hammerschmid.