Der indische Bajaj-Konzern rettete KTM aus der Insolvenz © APA - Austria Presse Agentur

Der indische Fahrzeugkonzern Bajaj hat alle Anteile am bisherigen Joint Venture Pierer Bajaj und damit indirekt die Mehrheit an der KTM-Mutter Pierer Mobility übernommen. Am Dienstag seien die Aktien der Pierer Industrie an Bajaj übertragen worden, damit ist Bajaj mit 74,9 Prozent auch kontrollierende Mehrheitsaktionärin der Pierer Mobility AG, teilte diese in der Nacht auf Mittwoch mit.

Bajaj, seit 2007 Partner des oberösterreichischen Motorradbauers KTM, hatte im Frühjahr mit einer Finanzspritze das Überleben der insolventen KTM gesichert. Im Gegenzug wurde vereinbart, dass Bajaj das bisherige Joint Venture Pierer Bajaj zur Gänze und damit die Kontrollmehrheit an der KTM-Mutter Pierer Mobility übernimmt. Nachdem die Übernahmekommission und die EU-Kommission grünes Licht gegeben hatten, wurde diese Call-Option nun ausgeübt.

Verlegung des Firmensitzes und Änderungen im Aufsichtsrat bei HV

Weitere Schritte sind von der heute, Mittwoch, stattfindenden außerordentlichen Hauptversammlung zu erwarten: Im Zuge der Neuordnung der Eigentümerverhältnisse soll die Pierer Mobility ihren Sitz von Wels nach Mattighofen (Bezirk Braunau), wo auch KTM zu Hause ist, verlegen. Zudem werden alle vom früheren Chef Stefan Pierer nominierten Aufsichtsratsmitglieder ihr Mandat zurücklegen, um Platz zu machen für neue Aufsichtsräte des neuen indischen Mehrheitsaktionärs Rajiv Bajaj.

Was es für den KTM-Standort in Österreich bedeutet, dass die Inder nun das Ruder übernommen haben, ist offen. Rajiv Bajaj, Chef des Familienkonzerns Bajaj Auto, war bei einem Treffen mit dem oberösterreichischen Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) in Indien um Beruhigung bemüht: "KTM wird immer ein österreichisches Unternehmen bleiben, das führend in Forschung, Design, Entwicklung, Engineering, Racing sowie in der Produktion und dem Vertrieb erstklassiger großer und spezialisierter Motorräder in bevorzugten Märkten sein wird", er sehe KTM und Bajaj als jeweils eigenständig, zitieren ihn "Oberösterreichische Nachrichten" und "Kronenzeitung" in ihren Mittwoch-Ausgaben. Achleitner sieht darin ein "klares Bekenntnis zum Erhalt des KTM-Standorts in Österreich".

Inder haben Effizienz und Kosten im Fokus

Allerdings ist laut den Zeitungsartikeln von Bajaj-Vorstandsmitglied Pradeep Shrivastava - er soll am Mittwoch in den Aufsichtsrat der Pierer Mobility einziehen - auch betont worden, dass die Effizienz steigen und die Kosten sinken müssten. Während im Bajaj-Werk im indischen Pune etwa 1.000 Beschäftigte rund 200.000 Motorräder im Jahr herstellen können, seien es bei KTM in Österreich etwa 4.000 Beschäftigte für 230.000 Motorräder. Schon seit längerem werden die leichteren KTM-Motorräder von Bajaj in Indien produziert. Großvolumige, Offroad- und High-End-Motorräder sollen laut den Bajaj-Managern aber auch in Zukunft im Innviertel produziert werden.