In der Causa Wienwert ist die umfangreiche Anklage gegen den ehemaligen Firmenchef Stefan Gruze sowie zehn weitere Personen und drei Verbände rechtskräftig. Gruze hatte gegen die Anklageschrift im Februar Einspruch erhoben, dieser wurde abgelehnt, teilte das Oberlandesgericht Wien am Mittwoch in einer Aussendung mit. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft den Angeklagten u.a. schweren gewerbsmäßigen Betrug, Untreue sowie betrügerische Krida vor.

Noch kein Verhandlungstermin

Wann die Causa am Wiener Landesgericht für Strafsachen verhandelt wird, ist noch offen. Konkreten Verhandlungstermin gibt es noch keinen, hieß es auf APA-Anfrage.

Die WKStA hatte in dem Fall seit 2017 ermittelt, die Causa dreht sich um die Schädigung von Anlegerinnen und Anlegern. Konkret soll Gruze die Wienwert-Gesellschaft als wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen beworben, dabei aber gleichzeitig deren Zahlungsunfähigkeit verschwiegen haben. Außerdem legt ihm die Staatsanwaltschaft zur Last, Investoren durch unwahre Angaben über die Verwendung der Anleihengelder getäuscht zu haben.

Darüber hinaus soll Gruze das Vermögen des Unternehmens geschädigt haben, indem er etwa private Verbindlichkeiten beglich oder ungerechtfertigte Bonuszahlungen an sich selbst veranlasste. Weiters soll er Vermögensbestandteile der Gesellschaft beiseite geschafft und damit die Befriedigung der Gläubiger vereitelt bzw. verhindert haben, schreibt das Oberlandesgericht in der Mitteilung.

Wiener Ex-ÖVP-Chef Mahrer sowie SPÖ-Politiker Nevrivy angeklagt

Neben Gruze werden sich auch dessen zwei Vorgänger Nikos Bakirzoglu und Wolfgang Sedelmayer, ein vierter Ex-Wienwert-Mitarbeiter, der Ex-Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer und dessen Ehefrau sowie der Wiener SPÖ-Kommunalpolitiker Ernst Nevrivy vor Gericht verantworten müssen. Zu den weiteren Angeklagten zählt überdies der mittlerweile insolvente Unternehmer Klemens Hallmann.

Mahrer und seiner Ehefrau wird laut der über 300-Seiten starken Anklageschrift vom Februar Beitrag zur Untreue vorgeworfen. So habe das von Mahrers Frau geführte PR-Beratungsunternehmen über einen Zeitraum von sieben Monaten insgesamt 84.000 Euro von der Wienwert erhalten, ohne entsprechende Gegenleistungen erbracht zu haben. Mahrer, damals Landespolizei-Vizepräsident von Wien und später ÖVP-Nationalratsabgeordneter, stand zwar in keinerlei rechtlicher Beziehung zu dem Unternehmen, im Zusammenhang mit den Zahlungen von Wienwert trat er jedoch immer wieder für die PR-Agentur auf.

Nevrivy soll Informationen für Fußballtickets hergegeben haben

Nevrivy soll dem Wienwert-Vorstand im Voraus den geplanten Standort für eine Remisen-Erweiterung verraten haben, worauf dieser das Grundstück erwarb und es die Wiener Linien ihm zu einem weit höheren Preis abkaufen haben müssen. Dadurch sei der Stadt Wien ein Schaden von rund 850.000 Euro entstanden, hieß es im Februar seitens der Staatsanwaltschaft. Im Gegenzug soll er von der Immobiliengesellschaft unter anderem mehrere VIP-Tickets für das Wiener Fußball-Derby sowie Spiele der Nationalmannschaft bekommen haben. Auch seien rund 36.000 Euro unsachgemäß an eine Musikgruppe aus seinem Heimatbezirk gegangen.

Hallmann wiederum legt die Staatsanwaltschaft im Wesentlichen zur Last, er habe im Wissen um die wirtschaftliche Notlage der Wienwert dieser Anteile an der Kaufhaus Wiener Straße 6-8 Projektentwicklung GmbH zum Verkauf angeboten und dabei für die Wienwert AG nachteilige Vertragsbedingungen diktiert. Dadurch sei den Gläubigern ein Schaden von knapp 4 Mio. Euro entstanden.

(APA)