Liebherr geriet in wirtschaftliche Turbulenzen © APA - Austria Presse Agentur
Die Pläne des Haushaltsgeräteherstellers Liebherr, an seinem Osttiroler Standort in Lienz im Herbst 960 Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, sind gescheitert. Das Arbeitsmarktservice (AMS) lehnte einen entsprechenden Antrag ab. Das Unternehmen will nun "Maßnahmen zur Kapazitätsanpassung" ergreifen und eine "alternative Lösung" suchen, hieß es am Donnerstag. Wie diese aussehen könnte und ob damit ein Stellenabbau verbunden sein wird, war noch nicht klar.
Wie der ORF Tirol berichtete, gebe es für rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Lienzer Standort, zu dem auch viele Menschen aus Oberkärnten einpendeln, zu wenig Arbeit. Liebherr wolle alle Beschäftigten im Unternehmen halten, wurde in einer Aussendung betont. Die Mitarbeiter werden weiterhin "persönlich über die aktuelle Situation und weitere Entwicklungen informiert", hieß es. Liebherr sehe sich jedoch "aufgrund der anhaltend rückläufigen Nachfragesituation in vielen unserer Kernmärkte weiter gezwungen, unsere Produktions- bzw. Kapazitätsplanung entsprechend temporär anzupassen." Man habe dafür bereits "verschiedene notwendige Maßnahmen ergriffen".
Bis Ende kommender Woche befinden sich die Liebherr-Mitarbeiter noch im Betriebsurlaub, sagte Unternehmenssprecher Manuel Eder zur APA. Sie seien nun per Brief über die aktuellen Entwicklungen informiert worden. Nach dem Betriebsurlaub werden sich Betriebsrat, Personalabteilung und Geschäftsführung zusammensetzen und an einer Lösung arbeiten. Wann weitere Entscheidungen getroffen werden, war noch nicht absehbar. Liebherr habe sich aber vom AMS ein "anderes Ergebnis erhofft", um seine "Schwierigkeiten" überbrücken zu können.
Die Ablehnung wurde von der Tiroler AMS-Leiterin Sabine Platzer-Werlberger damit begründet, dass die Kurzarbeit für "nicht vorhersehbare, exogene Ereignisse gedacht" sei. Während der Corona-Zeit sei sie ein "definiertes Kriseninstrument" gewesen. Liebherr habe auch nicht ausreichend nachweisen können, dass die wirtschaftlichen Probleme zum Jahreswechsel beseitigt seien, zitierte der ORF Tirol Platzer-Werlberger.
Liebherr hatte den Kurzarbeitsantrag für den Produktions- und produktionsnahen Bereich von Oktober bis Dezember 2024 mit einem massiven Einbruch des Markts für Kühlschränke nach der Coronapandemie begründet. Mit Anfang 2025 rechnete das Unternehmen aber mit einer Entspannung der Situation, weil neue Produktionslinien anlaufen würden. Daher wolle man die Arbeitskräfte nicht verlieren, wurde der Antrag argumentiert. Liebherr hatte aber bereits selbst ins Treffen geführt, dass es derzeit angesichts der geringen Arbeitslosigkeit keinen einzigen Betrieb in Österreich mit Kurzarbeit gebe und sich zu den Erfolgsaussichten skeptisch gezeigt.
Dem hatte sich auch Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) angeschlossen. Er sagte, dass die Kurzarbeit nicht dafür da sei, konjunkturelle Schwankungen auszugleichen. Zudem würden viele Firmen nach wie vor nach Fachkräften suchen. "Diese bei Firmen zu binden, die auf unbestimmte Zeit nicht genug Aufträge haben, ist volkswirtschaftlich fraglich", hielt der Minister fest. Die Gewerkschaft sah dagegen in der Kurzarbeit ein "geeignetes Mittel", da sich die Situation mit Jahresbeginn verbessern soll und damit die Arbeitskräfte gehalten werden könnten.