Die Zahl der Firmeninsolvenzen dürfte heuer erneut steigen und damit die Rekordwerte aus den Vorjahren übertreffen. "Österreich steuert weiterhin auf das dritte Rekordpleitenjahr in Folge zu", so die Einschätzung des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) für 2025. Demnach habe die Zahl der Firmenpleiten heuer im ersten Halbjahr um 3,53 Prozent auf 2.173 Fälle, ein historischer Höchstwert, zugelegt. Für das Gesamtjahr erwartet der AKV circa 4.500 Firmeninsolvenzen.

Die Gesamtpassiva lagen im ersten Halbjahr bei 7,82 Mrd. Euro. Im selben Zeitraum 2024 summierten sich die Passiva noch auf 14,08 Mrd. Euro, im Jahresabstand entspricht das fast einer Halbierung (-44,4 Prozent). Allerdings seien hier "erhebliche Unsicherheitsfaktoren" gegeben, da vor allem in den Signa-Insolvenzen nur ein kleiner Teil der Forderungen anerkannt sei und der AKV von den angemeldeten Forderungen ausgehe.

Signa zählt heuer bereits 94 Firmenpleiten

Die 10 größten Firmeninsolvenzen nach Passiva seien heuer der Immobilienbranche zuzurechnen, 9 von 10 gehörten zum Signa-Imperium des mittlerweile inhaftierten Unternehmers René Benko. Nachdem die Sanierungspläne der Signa Prime und der Signa Development gerichtlich nicht bestätigt wurden, seien in den letzten Monaten zahlreiche Konzerngesellschaften über Insolvenzverfahren liquidiert worden. Demnach seien im 1. Halbjahr 94 Signa-Gesellschaften in Insolvenz gegangen. Seit Ende 2023 zählt das Signa-Konglomerat mehr als 150 Firmenpleiten.

Branchenmäßig entfielen die meisten Insolvenzen heuer auf den Handel (523), den Bau (472) und die Gastronomie (362).

Die Zahl der bei Eröffnung der Insolvenz in Unternehmen Beschäftigten ist laut AKV heuer um ein Viertel zurückgegangen. Die meisten Beschäftigten zählte demnach die Palmers Textil Aktiengesellschaft (515). Der Wäschehändler musste im Februar Insolvenz anmelden, rund 50 Filialen wurden geschlossen, über hundert Beschäftigte sowie mehrere Franchiseverträge gekündigt. Palmers ist vom dänischen Unternehmen Change of Scandinavia übernommen worden, das Unternehmen soll weitergeführt werden.

Privatinsolvenzen rückläufig

Einen Rückgang gab es unterdessen bei den Privatinsolvenzen. Trotz hoher Inflationsraten und gestiegener Arbeitslosigkeit sei die Zahl der eröffneten Privatkonkurse im ersten Halbjahr um 2,1 Prozent auf 4.503 gesunken. Weniger Privatinsolvenzen gab es demnach in allen Bundesländern außer Wien (+7,3 Prozent). Die Gesamtverbindlichkeiten seien gegenüber dem Vorjahreszeitraum dennoch auf 579,6 Mio. Euro gestiegen (1. Halbjahr 2024: 547,5 Mio. Euro). Die Durchschnittsverschuldung lag bei 128.700 Euro, wobei sich Männer im Durchschnitt deutlich höher verschulden als Frauen.

(APA)