123-Transporter meldete Sanierungsverfahren an © APA - Austria Presse Agentur
Die 123 Shared Mobility GmbH mit Sitz im niederösterreichischen Ternitz, Betreiber der Marke 123-Transporter in Österreich, hat laut einer Aussendung beim Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Gläubigern werde eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten, teilte das Unternehmen mit. Bei der Arbeiterkammer (AK) waren tausende Beschwerden wegen Abbuchungen eingelangt, die Justiz ermittelt nach Anzeigen.
123-Transporter habe IT-Infrastruktur und Plattformtechnologie für die Abwicklung von Carsharing- und Vermietung zur Verfügung gestellt, die 419 in Österreich eingesetzten Transporter seien von einem Partner bereitgestellt worden, hieß es. Die Insolvenz wurde folgendermaßen begründet: "Der exklusive Flottenpartner hat kurzfristig und ohne Vorwarnung vertragswidrig nahezu sämtliche Fahrzeuge aus dem System abgezogen, indem er diese systemisch und physisch deaktivierte. Damit wurde die Geschäftsgrundlage des Unternehmens in Österreich schlagartig verunmöglicht, da die Fahrzeug-Vermietung nicht mehr möglich war." Weiters erklärte die Geschäftsführung der 123 Shared Mobility GmbH: "Wir arbeiten intensiv an einer Lösung für die Zukunft, da der Geschäftsbetrieb in Österreich aufgrund der jüngsten Ereignisse derzeit in der bisherigen Form so nicht weitergeführt werden kann."
Kautionsrückzahlungsansprüche in Millionenhöhe
Laut Creditreform sind etwa 70 Gläubiger und "eine Vielzahl von Kunden", die ebenfalls Forderungen aus Kautionsrückzahlungsansprüchen haben, von der Insolvenz betroffen. Aktuell seien fünf Dienstnehmer im Unternehmen beschäftigt. Die Passiva belaufen sich auf rund 4,7 Mio. Euro. "Der Großteil daraus ergibt sich aus Kautionsrückzahlungsansprüchen von Kunden", teilte der Gläubigerschutzverband mit. Laut Wirtschaftscompass hatte die Firma schon Ende 2023 ein negatives Eigenkapital von rund 640.000 Euro.
Bei der AK hatten sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Betroffene gemeldet. Die AK Oberösterreich etwa verzeichnete heuer mehr als 3.300 Beschwerden über 123-Transporter, davon allein im September mehr als 850. Kunden waren etwa Kautionen und Vertragsstrafen zum Beispiel wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen oder Rauchen im Fahrzeug abgebucht worden. Die AK Oberösterreich empfahl am Montag, die Rückbuchung der Beträge beim Zahlungsdienstleister, also beim Anbieter der Kredit- bzw. Debitkarte, anzufragen. Ein Musterbrief wird online zum Download angeboten. Betroffene können ihre Forderungen im Insolvenzverfahren anmelden, sagte Christiane Denkmaier vom Konsumentenschutz der AK Oberösterreich auf Anfrage. Dafür werde eine Gerichtsgebühr von 31 Euro fällig. Verbraucher sollten sich daher überlegen, ob sich - auch abhängig von der Quote - eine Forderungsanmeldung auszahlt.
Geschäftstätigkeit in Tschechien, der Slowakei und Ungarn nicht betroffen
Die Geschäftstätigkeit in Tschechien, der Slowakei und Ungarn laufe gesellschaftsrechtlich autark, teilte das Unternehmen mit: "Diese ausländischen Märkte sind eigenständige Lizenznehmer und operieren daher uneingeschränkt weiter. Die Länder sind von den Entwicklungen in Österreich nicht berührt."
Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt gegen den Geschäftsführer der 123 Shared Mobility GmbH wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Veruntreuung. Zuletzt hatten laut Medienberichten die Baumarkt-Ketten Obi und Hornbach erklärt, die Zusammenarbeit mit 123-Transporter zu beenden.