Georg Pölzl übergibt im Oktober sein Amt nach 15 Jahren im Chefsessel © APA - Austria Presse Agentur

"Die Österreichische Post ist ein solides und Cash generierendes Unternehmen", betonte heute Langzeit-Konzernchef Georg Pölzl bei seiner letzten Jahrespressekonferenz. Im Oktober übergibt er an seinen Vorstandskollegen Walter Oblin den teilstaatlichen Konzern mit einem Umsatz von 2,74 Mrd. Euro, einem Betriebsergebnis von 190,2 Mio. und einem Eigenkapital von 716,7 Mio. Euro. Die Dividende soll leicht steigen, für die Mitarbeiter gibt es einen Bonus von 813 Euro.

Wachstumstreiber 2023 war einmal mehr das Paketgeschäft, und hier vor allem das stark gestiegene Interesse an chinesischen Billigprodukten (Stichwort "temu") sowie an wiederverwerteter (Refurbish-)Ware. Im Bereich adressierte Werbung bekam die börsennotierte Post AG die Wirtschaftsflaute und die Pleiten im Handel zu spüren. Weiter rückläufig ist das Briefgeschäft, auf Wachstumskurs allerdings die Bank99. Für eine positive Bilanz des Geldinstitutes wird es aber noch ein paar Jahre - "weniger als fünf" - dauern, so Pölzl.

2009 hatte der ehemalige Top-Manager aus dem Telekombereich und Absolvent der Montanuni im steirischen Leoben den Chefsessel der Post übernommen - und kräftig umgebaut. Insbesondere die Schließung von zahlreichen Post-Filialen und die Umstellung auf Post-Partner hatte anfänglich für viel Kritik gesorgt. Pölzl begegnete dem mit einem massiven Ausbau der Selbstbedienungsstellen. Mittlerweile hat die Post 73.440 Empfangsboxen und 113.731 Fächer in Abholstationen, die noch heuer auf 200.000 anwachsen sollen.

Viel Geld hat Pölzl in den Ausbau der Paketstationen investiert - lag der Anteil des Paketgeschäftes 2009 gerade einmal bei 13 Prozent, so sind es mittlerweile 51 Prozent. 2023 wurde bei der Zahl der Pakete erstmals die Schwelle von 200 Millionen Stück genommen. Kräftig investiert wurde auch in E-Mobilität, aktuell betreibt der Konzern über 4.600 Stromer. Ebenso stark ausgebaut wurde die Kapazität bei Photovoltaik.

Etwas holprig verlief das Bankfilialengeschäft, 2023 erzielte die Bank99 eine Plus beim Betriebsergebnis (EBIT) von 49 Prozent, bilanzierte aber mit einem EBIT-Minus von 13,7 Mio. Euro. Nicht einfach war auch der Einstieg in die Türkei beim Paketdienstleister Aras Kargo, wo es anfangs Streitigkeiten mit der weiterhin beteiligten türkischen Eigentümerfamilie gab. Inzwischen ist die Türkei ein wichtiger Umsatzbringer für die Post. Die Kursschwankungen und die sehr hohe Inflation seien aber nicht einfach zu handhaben, bilanziert werde nach einem "Hyperinflation-Standard", erklärte der Postchef.

Vom heurigen Superwahljahr mit Europa- und Nationalratswahl in Österreich erwartet Pölzl einen niedrigen zweistelligen Umsatzbeitrag, der aber sehr profitabel sei. Übernahmen von Firmen sei man aufgeschlossen, aber von zehn Projekten, die man sich anschaue, würden ein bis zwei übrig bleiben. Zuletzt wurde in der Türkei ein IT-Unternehmen gegründet, in Griechenland wird eines gerade übernommen.

Kein Interesse hat der Postchef an dem Signa-Rohbau "Lamarr" in der Wiener Mariahilfer Straße. Dies sei zwar ein "beeindruckendes Objekt", passe aber nicht zur Post, meinte er auf Nachfrage. Zuletzt habe man die Post City Linz weiterentwickelt, das würde man auch gerne beim Postsportverein in Wien tun, dort laufe aber das Genehmigungsverfahren sehr schleppend.

Für heuer peilt Pölzl ein Umsatzwachstum im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich an, das EBIT wird auf Niveau des Vorjahres anvisiert. 2023 stieg das EBIT um ein Prozent auf 190,2 Mio. Euro, das EBITDA steigerte sich um fünf Prozent auf 391,6 Mio Euro. Die Umsatzerlöse verbesserten sich um 8,7 Prozent auf 2,74 Mrd. Euro. Bei der Dividende wird der Hauptversammlung eine Anhebung von 1,75 auf 1,78 Euro empfohlen.

Im größten Firmenbereich Paket und Logistik erzielte die Post 2023 ein Umsatzwachstum von 16,6 Prozent auf 1,41 Mrd. Euro. Auch die Entwicklung in der Sparte Filiale und Bank lief mit einem Umsatzplus von 37,6 Prozent auf 168,6 Mio Euro gut. Im Bereich Brief und Werbepost gab es dagegen einen Rückgang um 2,3 Prozent auf 1,19 Mrd. Euro.

Mit 1. Oktober 2024 geht Pölzl, gebürtiger Steirer, in den Ruhestand, ihm folgt der bisherige Finanzvorstand Walter Oblin als Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender nach. Für Pölzl ist dies ein "nahtloser Übergang", schließlich habe er vor 15 Jahren gleichzeitig mit Oblin bei der Post begonnen.

Der Villacher Oblin ist seit 2019 Generaldirektor-Stellvertreter und verantwortet die Division Brief & Werbepost. Die Post AG befindet sich zu mehr als der Hälfte (52,8 Prozent) im Eigentum der Republik und beschäftigt europaweit rund 27.000 Leute, davon gut 17.000 in Österreich. Von diesen hierzulande Beschäftigten sind nur noch rund 4.000 Beamte. Für heuer sucht die Post 1.500 Sommerpostler und 130 Lehrlinge.