Forschung, Forschung, Forschung für mehr KI © APA - Austria Presse Agentur

Der Pionier für Künstliche Intelligenz (KI) von der Uni Linz, Sepp Hochreiter, will mit der Netural X sowie der Pierer Digital Holding von Stefan Pierer in der oö. Landeshauptstadt ein neues Zentrum für KI-Forschung und Produktentwicklung in Europa aufbauen. Dazu wurde mit den Unternehmen im Dezember 2023 die NXAI GmbH gegründet. Für den Forscher sei es einzigartig in Europa, dass private Unternehmen in Grundlagenforschung investieren.

Hochreiter, Vorstand des Uni-Instituts für Machine Learning und Labor-Leiter für Artificial Intelligence am Linz Institute of Technology (LIT), hatte im Vorjahr kritisiert, dass in Österreich eine vernünftige KI-Strategie fehle. "Ich sitze hier in Linz auf etwas Genialem, habe aber nicht das Geld es zu machen", hatte er im Gespräch mit der APA gemeint.

Der gebürtige Bayer hat mit der Long Short Term Memory-Technologie (LSTM)1991 eine der Grundlagen für KI-Systeme geschaffen. Darauf aufbauend könne man quasi ein "besseres ChatGPT" machen, das schneller in der Anwendung sei. Aktuelle Large Language Modelle (LMM), die auf Transformermodellen basieren, brauchen im laufenden Betrieb sehr hohe Rechnerleistungen, wenn der Text lang ist. Denn mit wachsender Textlänge steigen die Transformer-Berechnungen quadratisch. Bei dem von Hochreiter inzwischen weiterentwickelten xLSTM erhöhen sich die Berechnungen nur linear mit der Textlänge. Dies bedeute, "wir können die gleiche Leistung anbieten, man zahlt aber weniger dafür, da man weniger Rechner braucht", sagt er.

Der Fokus der NXAI GmbH mit Standort in der Linzer Tabakfabrik und derzeit zehn Mitarbeitern liege daher in der Weiterentwicklung der europäischen Large Language Model Technologie xLSTM, einer Basistechnologie für alle Branchen. In den kommenden drei Monaten werde das Erforschte mit dem verglichen, was auf dem Markt vorhanden sei, meinte Netural X- und NXAI-CEO Albert Ortig. "Parallel arbeiten wir daran, die Produkte auszuleiten und in die Wirtschaft und Industrie zu transformieren". Laut Wirtschaftskompass gehört die NXAI GmbH zu je 37 Prozent der Pierer Digital Holding und Netural X, das auf Unternehmensgründungen ausgerichtet ist, sowie zu 26 Prozent Hochreiter.

Zwischen der Johannes Kepler Uni (JKU) und NXAI wurde eine Forschungskooperation vereinbart, um mit der an der Uni unter Hochreiter bereits geleisteten Grundlagenforschung einen Schritt weiter zu gehen, sagte Rektor Stefan Koch. Sprich diese "auf größeren Rechnerressourcen umzusetzen und daraus dann Produkte zu entwickeln, um universitäres Wissen in die Wirtschaft zu transformieren".

Wie viel Geld zur Verfügung steht, wurde nicht genannt. "Über Summen kommunizieren wir nicht, wir sind aber ausreichend ausgestattet, um das, was wir tun müssen, tun zu können", meinte Ortig. Derzeit sei man rein privat finanziert ohne Förderungen, mit denen der CEO aber später rechne.

Dass Privatinvestoren in Grundlagenforschung investieren, um Technologie vor Ort zu halten, derartiges kenne Hochreiter nur aus Silicon Valley. Generell erfolge die Bereitstellung von Fördermitteln in Österreich und Europa viel zu langsam, es ginge dabei oft um Wochen oder Tage, merkte er an. "Bis hier Förderanträge durchgehen, ist man von der "Konkurrenz überrannt", sieht er Fehler im System: Förderinstrumente in Österreich seien "super ungeeignet" für die schnelllebige KI.