
STEIERMARK
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4 NEW BUSINESS • STEIERMARK | OKTOBER 2020
Fotos: Miguel Á. Padriñán/Pexels (1), Stephan Huger (2)
Österreichs Unternehmen haben eine deutlich pessimistischere
Erwartungshaltung, was die Dauer der Krise betrifft, als noch im
April. Die Steiermark zeigt sich überraschend optimistisch.
Sind wir bald über den Berg?
Z ahlreiche Unternehmen in
Österreich stehen seit der
Corona-Krise vor enormen
Herausforderungen: Der
Rückgang bis hin zum totalen Einbruch
von Verkaufszahlen, wenige Gäste in
Gastronomie und Tourismus, Probleme
bei internationalen Lieferketten. Welche
Erwartungen Österreichs Unternehmen
für die kommenden Monate haben und
welche Ableitungen sie hinsichtlich ihrer
Unternehmensstrategie daraus ziehen,
das untersucht WU-Professor Jonas
Puck in einer durch den WWTF (Wiener
Wissenschafts- und Technologiefonds)
geförderten Studie.
Längere Dauer, mehr Kontrolle
Im Rahmen der Studie befragten Puck
und seine Kollegen über 400 Unternehmen
in ganz Österreich zu drei Zeitpunkten:
Ende April, Ende Mai und
Ende Juni. Beim Vergleich der Ergebnisse
wird vor allem eines deutlich: Während
man am Anfang der Krise von einer
9-monatigen Erholungsdauer ausging,
gaben die Unternehmen Ende Juni bzw.
Anfang Juli durchschnittlich 15 Monate
erwartete Erholungsdauer an. Gleichzeitig
belegen die Ergebnisse, dass die
Unternehmen die Corona-Krise heute
als weniger bedrohlich wahrnehmen als
noch zu Beginn der Krise. Studienautor
Jonas Puck erklärt: „Die Unternehmen
haben heute das Gefühl, die Krise trotz
längerer Dauer besser kontrollieren und
die Lage besser einschätzen zu können.
Das zeigt auch die Abnahme der Anzahl
jener Unternehmen, die staatliche Hilfe
in Anspruch nehmen oder nehmen wollen.“
Besonders optimistisch geben sich
klein- und mittelständische Unternehmen:
Während in der ersten Befragung
Ende April noch 68 Prozent der KMU
angaben, staatliche Hilfe ins Auge zu
fassen oder bereits zu nutzen, sank diese
Zahl in der dritten Befragungsrunde
auf 60 Prozent. „Bei besonders großen
Unternehmen zeigt sich vor allem zwischen
erster und zweiter Befragungsrunde
ein großer Unterschied. Die Zahl
jener Firmen, die Hilfe in Anspruch
nehmen bzw. nehmen wollten, sank von
68 auf 61 Prozent. Dies deutet darauf
hin, dass diese Firmen ihre Zahlen besonders
schnell im Griff hatten und die
Situation rasch einschätzen konnten“,
erklärt Puck.
Optimistische Steiermark
Auch im Bundesländervergleich ergeben
sich deutliche Unterschiede, was die
erwartete Erholungszeit angeht. Steirische
Unternehmen erwarten mit 12,2
Monaten die kürzeste Regenerationszeit,
gefolgt von Tirol, Oberösterreich und
Niederösterreich. Von einer deutlich
längeren Phase gehen Firmen im Burgenland,
in Salzburg und Vorarlberg
aus. In diesen Regionen planen auch
mehr Unternehmen, staatlich Hilfe zu
beanspruchen. „Hier spielt möglicherweise
auch das Branchenportfolio der
jeweiligen Bundesländer eine Rolle“, so
Puck. VM
Jonas Puck vom Institut für International
Business der Wirtschaftsuniversität Wien
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