
STEIERMARK
OKTOBER 2020 | STEIERMARK • NEW BUSINESS 39
Fotos: Helmut Lunghammer (1), DJAKOB (2+3)
Wir haben im Juni die Vergabe abgeschlossen, unser
Hardwareausstatter für das Core-Netzwerk und die
Antennen ist Nokia. Wir sind nicht nach China gegangen,
sondern wir haben uns mit Finnland arrangiert.
Es war aber ein knappes Rennen. Planung, Bau und
Montage der Antennen werden von der österreichischen
Firma ms-CNS durchgeführt. Bis Jahresende sind wir
mit der Erstumsetzung beschäftigt und werden spätestens
bis Jahresanfang 2021 die erste Ausbaustufe in Graz
und der Steiermark abschließen.
Was ist das Neue an 5G?
5G wird für die Privatanwender sehr lange nicht greifbar
und messbar sein. Warum? Ob ich heute mit 4G mit
120 MBit surfen kann oder mit 5G mit 200 MBit, werden
sie nicht unterscheiden können. Dort, wo heute kein 4G
geht, weil es keine Versorgung gibt, wird es morgen
auch noch kein 5G geben. Aber diese neue Mobilfunktechnologie
ist der erste digitale Datenfunk, der Verfügbarkeitsgarantien
mitbringt. Das ist eine High Availability
Infrastructure und wird auch für kritische Infrastruktur
eingesetzt, wie Notrufsysteme, im Healthcare
Bereich oder für Überwachungssysteme.
Grundsätzlich ist der neue Mobilfunkstandard mit drei
Säulen ausgestattet: Eine Säule ist Breitband, eine Säule
Massive-MIMO (Massive Multiple Input Multiple
Output) – also viele kleine Datenpakete zugleich, z. B.
von Sensoren des IoT – und die dritte Säule ist Echtzeit.
Es ist also garantiert, dass das Datenpaket zum Fahrzeug
oder Herzschrittmacher immer in zehn Millisekunden
ankommt. Das, was 5G heute kann, ist nur Breitband.
Die anderen beiden Punkte kommen erst im Laufe diesen
und des nächsten Jahres.
Welche neuen Technologien sind damit möglich?
Man wird in Zukunft z. B. auf irgendeinem Stromkasten
einen Notruftaster haben, um einen Notruf abzusetzen.
Es werden Hochgeschwindigkeitskameras oder Kameras
mit hoher Bildqualität in Echtzeitverhalten zur Überwachung
von öffentlichen Plätzen zum Einsatz kommen,
um die Sicherheit der Bürgerinnen
und Bürger zu gewährleisten.
Oder z. B. ein Mistkübel mit einem
Sensor, der, wenn er voll ist, eine
Meldung absetzt, dass er ausgeleert
werden soll.
Das hat alles nichts mit mobilen
Endgeräten, wie wir sie gewohnt
sind, zu tun. Der Fehler der großen
Mobilfunker war, dass ventiliert
wurde, dass alles breiter, schneller,
höher wird. Das werden die
Bürger aber nicht brauchen. Der
Net ix-Film beginnt mit 4G zur
selben Zeit wie mit 5G – und er
dauert auch gleich lang.
Noch einmal zurück zu Corona: Wird es einen
zweiten Lockdown geben?
Ich bin davon überzeugt, dass es keinen Lockdown von
ganz Österreich mehr geben wird. Aber es wird punktuelle
„Grippeherde“ geben, Ortschaften, über die im
Anlassfall eine Ausgangssperre verhängt wird. Daran
werden wir uns gewöhnen und das wird auch der neue
Alltag werden.
Bis es etwas gibt, das uns hilft.
Der Alltag, den wir kannten, wird sich etwas verändern
und auch nicht mehr wiederkommen. Wir hatten lange
keine Krise und das, was uns jetzt trifft, ist der neue
Alltag, den wir auch bewältigen werden. Die bis März
kommenden Jahres verlängerten Kurzarbeitsmodelle
des Staates verzerren aus meiner Sicht außerdem ein
bisschen die Optik. Verstehen Sie mich nicht falsch: Wo
es auch längerfristig zu Geschäftseinbußen kommt und
dort, wo in der Übergangszeit Arbeitsplätze gesichert
werden, machen sie als Überbrückung und Sicherstellung
natürlich auf jeden Fall Sinn. Aber was kommt
danach? Das macht mir Sorgen, denn das lässt sich nur
schwer abschätzen. Es gibt etwa Unternehmen, die jetzt
draufgekommen sind, dass sie im Headquarter mit
einem Drittel weniger Personal den Betrieb genauso
schaffen. Auch bei Bürogebäuden wird optimiert werden,
wenn es mehr Teleworker gibt. Die Telearbeit beeinträchtigt
das Kulturelle im Unternehmen massiv,
nicht nur zum Positiven. Die Mitarbeiter haben zwar
mehr geleistet, weil die Gang-Gespräche weggefallen
sind. Aber genau die sind meines Erachtens wichtig für
ein gutes Unternehmensklima. Es ist der größte Fehler,
alle Mitarbeiter nach dem Gießkannenprinzip ins Teleworking
zu schicken. Das führt zu einer sozialen Vereinsamung.
Teleworking macht absolut Sinn, aber es
braucht eine Balance. RNF
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