US-Präsident Donald Trump © APA - Austria Presse Agentur

Angesichts der von US-Präsident Donald Trump verschärften Strafzölle in Höhe von 39 Prozent setzt die Schweiz weiterhin auf eine Verhandlungslösung. Das Land sei bereit, den USA "ein noch attraktiveres Angebot" zu machen, erklärte die Schweizer Regierung (Bundesrat) am Montag nach einer Dringlichkeitssitzung. Dies werde "die Bedenken der USA berücksichtigen" und "die derzeitige Zollsituation entschärfen".

Ab Donnerstag sieht sich die Alpennation mit einem der höchsten Zollsätze konfrontiert, die die USA ihm Rahmen ihres Zollkonflikts mehreren Handelspartnern auferlegen. Die Regierung in Bern erklärte nun, sei fest entschlossen, "die Verhandlungen mit dem Ziel eines Handelsabkommens" fortzusetzen - wenn nötig auch über das angekündigte Inkrafttreten der Zölle am Donnerstag hinaus. Über die Inhalte des Angebots wurden jedoch keine Angaben gemacht.

Trump hatte das ursprünglich für vergangenen Freitag angesetzte Inkrafttreten von Zollsätzen für dutzende Handelspartner, darunter die EU, um eine Woche verschoben. Für die Schweiz verhängte er jedoch neue Zölle, die ab dem 7. August gelten sollen: Statt wie im April angekündigt mit 31 Prozent beschloss die US-Regierung Einfuhrzöllen von 39 Prozent auf Schweizer Waren. Das Land exportiert vor allem Medikamente in die USA, aber auch Uhren, Maschinen, Kaffeekapseln, Käse und Schokolade.

"Deutliche Benachteiligung im Vergleich zu anderen Handelspartnern"

Die Zölle würden das Land "im Vergleich zu anderen Handelspartnern mit ähnlichem Wirtschaftsprofil deutlich benachteiligen", erklärte die Schweizer Regierung unter Verweis auf niedrigere Zölle für EU-Mitgliedsstaaten, Großbritannien und Japan. Die Schweiz wolle jedoch an den "dynamischen Wirtschaftsbeziehungen mit den USA festhalten".

Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer hatte jedoch am Sonntag gewarnt, dass "in den kommenden Tagen" keine Änderungen der Zölle zu erwarten seien, da die "Zollsätze so gut wie feststehen".

Trump hatte Anfang April einen Zollkonflikt mit Handelspartnern in aller Welt entfacht. Er kündigte hohe Importaufschläge für zahlreiche Länder an, senkte diese dann aber auf zehn Prozent, um Verhandlungen zu führen. Für manche Produkte galten aber bereits höhere Zölle, etwa für Stahl- und Aluminiumprodukte, die bereits mit einem Importaufschlag von 50 Prozent belegt wurden.

Schweizer Verband mit dringendem Appell an die Politik

Der Verband Handel Schweiz hat die Politik des Landes dazu aufgefordert, die "drohende Handelskatastrophe mit allen Mitteln abzuwenden". Der von den USA verhängte Basiszollsatz von 39 Prozent würde der Schweiz einen erheblichen Wettbewerbsnachteil bescheren, schreibt der Verband in einer Mitteilung vom Montag. Der ab dem 7. August geltende Zollsatz sei "sachlich nicht gerechtfertigt" und widerspreche auch "den Prinzipien eines regelbasierten, freien Welthandels".

Zudem würde der im Vergleich zu den Nachbarländern der EU deutlich höhere Zollsatz zu einem erheblichen Wettbewerbsnachteil führen. Dadurch seien nicht nur Marktanteile, sondern auch Arbeitsplätze und Investitionen in der Schweiz in Gefahr. "Zölle verteuern Produkte, belasten den Handel - und am Ende zahlt der Konsument. Die Wirtschaft in der Schweiz und weltweit profitiert von offenen, verlässlichen und fairen Handelsbeziehungen - alle Handelsbarrieren sind schädlich", so Verbandschef Kaspar Engeli laut Mitteilung.

"Der Bundesrat ist aufgefordert, sich weiterhin entschieden und mit aller Kraft gegen den nicht nachvollziehbaren Entscheid der US-Regierung einzusetzen", hieß es weiter. Der Verband ruft daher die Schweizer Politik wie auch die internationalen Partner dazu auf, den Konflikt durch Verhandlungen beizulegen und sich für den "Erhalt eines liberalen und verlässlichen Welthandels einzusetzen".

Uhrenhersteller hart getroffen

Ein schwerer Schlag ist der Trump'sche Zollhammer unter anderem für die Schweizer Uhrenindustrie. Denn die Vereinigten Staaten sind für die Branche der wichtigste Absatzmarkt - und das mit Abstand. Im ersten Halbjahr 2025 exportierte die Schweiz Uhren im Wert von 2,56 Mrd. Franken (2,75 Mrd. Euro) in die USA. Aufs Jahr hochgerechnet dürften das laut KPMG rund 5 Mrd. Franken sein. Zum Vergleich: Nach Japan wurden Uhren in der Zeit von Jänner bis Juni für 932 Mio. Franken, nach China für 894 und nach Hongkong für 824 Mio. Franken exportiert.

Swatch-Chef Nick Hayek sieht daher die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter gefordert. Keller-Sutter solle zu Trump nach Washington reisen, um eine bessere Vereinbarung auszuhandeln, forderte Hayek am Montag. Er sei zuversichtlich, dass noch eine Einigung erzielt werden könne, bevor die am Freitag angekündigten Zölle am 7. August in Kraft treten.