Der Ziegelriese deckte sich lange vor der Energiekrise mit Gas ein © APA - Austria Presse Agentur

Der börsennotierte Baustoffkonzern Wienerberger hat Umsatz und Ergebnis 2022 dank eines strengen Kosten- und Energiemanagements spürbar gesteigert. Mitten in der Krise legten die Verkaufserlöse um 25 Prozent auf rund 5 Mrd. Euro zu. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg im Vergleich zum Coronajahr 2021 um 48 Prozent auf über 1 Mrd. Euro, wie der Konzern heute bekanntgab. Die Dividende soll um 20 Prozent auf 90 Cent je Aktie angehoben werden.

"Das abgelaufene Jahr war gekennzeichnet von großer internationaler Instabilität - durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die größte Energiekrise seit dem Zweiten Weltkrieg, stark steigende Kosten mit einer Inflation im zweistelligen Bereich und Zinssteigerungen - das heißt, ein Jahr mit vielen Ereignissen", blickte CEO Heimo Scheuch am Mittwoch auf das insgesamt extrem bewegte Jahr 2022 zurück.

In diesem Umfeld sei Wienerberger "organisch sehr stark gewachsen". "Das ist das erste Mal, dass wir die 1-Millarden-Grenze durchbrochen haben, weil wir in den vergangenen Jahren sehr konsequent auf die Weiterentwicklung bei Innovationen gesetzt haben", sagte Scheuch mit Bezug auf das operative EBITDA. Der Konzern habe eine "starke Auslastung" gehabt. "Wir haben in den bestehenden Werken voll weiterproduziert."

Die Energiekrise konnte dem Ziegelriesen bisher nichts anhaben - den Gasbedarf hatte das Unternehmen bereits im Voraus gedeckt. Gas- und Strommengen kauft Wienerberger laut CEO je nach geplanter Produktionsmenge kontinuierlich vorab. Dadurch seien 2022 rund 96 Prozent des benötigten Gasvolumens bereits gegen einen Preisanstieg abgesichert gewesen. Auch heuer - ein Jahr nach Kriegsbeginn in der Ukraine - droht hier kein Ungemach: "Über 90 Prozent des Gases für dieses Jahr haben wir vor zwei Jahren schon gekauft, auch für 2024", sagte Scheuch. Und sobald der Gaspreis runtergehe, decke sich Wienerberger auch gleich für die Jahre danach ein.

Die generell gestiegenen Kosten werden zum Teil an die Kunden überwälzt. Im abgelaufenen Jahr habe der Konzern eine Kosteninflation von "nur" 15 Prozent gehabt, weil er Energie früh eingekauft habe - im Markt sei die Teuerung bei 20 Prozent gelegen. Für 2023 rechnet das Unternehmen für sich mit etwa 10 Prozent. Das bedeute aber nicht, dass Wienerberger die Preise im selben Ausmaß erhöhe. "Wir reichen nicht alles gleich durch, damit die Kunden mit den Preisen kalkulieren können." Vielmehr werde Preissteigerungen "im mittleren einstelligen Bereich" geben, sagte Scheuch zur APA. Die Baukosten seien "durch viele Themen gestiegen".

Generell rechnet Wienerberger für 2023 mit einem "weiterhin instabilen globalen Marktumfeld". Einige Faktoren wie der Krieg in der Ukraine, hochvolatile Finanzmärkte, ein nur langsamer Rückgang der hohen Inflationszahlen und steigende Kreditfinanzierungskosten würden in diesem Jahr noch zu berücksichtigen sein.

Deutlich niedrigere Marktniveaus als in den vergangenen Jahren erwartet das Management den Angaben zufolge heuer in Europa und Nordamerika - vor allem im Neubau-Segment (minus 15 bzw. 20 Prozent), aber auch im Bereich der Infrastruktur (jeweils minus 5 Prozent). Eher stabil sollte der Markt für Renovierung und Sanierung bleiben, der bei Wienerberger 29 Prozent des Umsatzes stellt. "Wir sind nicht nur im Neubau tätig, sondern zunehmend in der Renovierung", betonte der Konzernchef.

Bereits im abgelaufenen Jahr habe Wienerberger im Neubau einen Rückgang von 10 Prozent verzeichnet - "sehr stark in Zentralosteuropa, etwa in Polen und Ungarn, infolge des Ukraine-Krieges, aber auch in Westeuropa", berichtete der Konzernchef. 2021 hätte Wienerberger "im Neubau die stärkste Nachfrage" gehabt.

"Aber die Nachfrage ist überall sehr gut, nur die Investoren warten", strich Scheuch hervor. Zum einen seien in den vergangenen Jahren "die Kosten explodiert", zum anderen sei das Thema Finanzierung "angespannter geworden". "Dadurch kommt es zu einer Verzögerung von Projekten."

Wienerberger werde heuer weiter wachsen und "große Teile der französischen Terreal kaufen - das wird im zweiten Halbjahr umgesetzt werden". Durch die Akquisition des Dach- und Solaranbieters soll sich die Zahl der Konzernstandorte weltweit von zuletzt 216 auf 240 erhöhen und der Personalstand heuer von rund 20.000 um fast 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zulegen. "Somit wachsen wir im wichtigen Sanierungsgeschäft in Europa weiter", meinte der CEO.

Ganz durch ist der Deal jedoch noch nicht - die Bundeswettbewerbsbehörde hat die angemeldete Übernahme geprüft und für nicht freigabefähig befunden. Anfang Februar hatte die BWB deshalb einen Antrag auf vertiefte Prüfung an das Kartellgericht gestellt. Es gebe Bedenken aufgrund der sehr hohen Marktanteile der beteiligten Unternehmen. Negative Auswirkungen auf den Wettbewerb sowie auf die Kundinnen und Kunden könnten derzeit nicht ausgeschlossen werden.

"In einem Umfeld, das auch 2023 von Instabilität geprägt sein wird, sind wir von Wienerberger zuversichtlich, dass wir uns auch in diesem Jahr positiv weiterentwickeln werden", so Scheuch.

Den vollständigen Jahresabschluss 2022 wird der weltgrößte Ziegelhersteller am 27. März vorlegen.