Ölheizungen könnten leicht auf Gas umgestellt werden © APA - Austria Presse Agentur

Erdgas und künftig vermehrt "Grünes Gas" sollte in Österreich auch in den Haushalten weiterhin zum Einsatz kommen, nicht nur in der Industrie. Für die rund 600.000 Ölheizungen sollte man eine Umstellung auf Gas überlegen und diese Haushalte nicht in hohe Investitionen für andere Energieträger drängen, forderte am Donnerstag Michael Haselauer, Präsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) sowie Geschäftsführer der Netz Oberösterreich GmbH.

Das mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Paket angedachte Grün-Gas-Fördermodell sollte weiterverfolgt werden - auch für den Raumwärmebereich und nicht nur für industrielle Nutzung, sagte Haselauer vor Journalisten. Den Haushalten mit Ölheizung, die sich gemäß politischen Ausstiegs-Szenarien von diesen verabschieden sollen, sollte eine Umstellung auf Biogas als Alternative angeboten werden. Von der Beimischung von Methan würden die Verbraucher nichts merken, so wie es vor Jahrzehnten beim Wechsel von Stadtgas auf Erdgas der Fall gewesen sei.

Gas werde auch künftig ausreichend vorhanden sein, nämlich durch vermehrte Beimischung von "grünem Gas" in Form von Methan. Zu den derzeit 90 Terawattstunden (TWh) Erdgaseinsatz in Österreich könnten mittelfristig rund 17 TWh pro Jahr an Biomethan aus organischen Reststoffen dazukommen, verwies Haselauer auf eine Studie des Energieinstituts der Linzer Johannes-Kepler-Universität. Gewonnen werden könnten das Gas etwa aus Material der Hausgartenkompostierung, aus Raps-, Mais- oder Getreidestroh, Grünschnitt oder Abfall der Lebensmittelindustrie.

Industriell würde es für viele Firmen Sinn machen, in einer Übergangszeit ebenfalls in Richtung Methanisierung zu gehen und nicht gleich Wasserstoff ins Auge zu fassen, der eher nur mit Überschuss-Stromverwertung verfügbar sei.

Die Umweltbilanz von Gas sei gut, es weise von allen fossilen Energieträgern den geringsten CO2-Ausstoß auf. Grünes Gas sei klimaneutral, weil die Reststoffnutzung die Treibhaus-Methan-Emissionen reduziere. Für die Energiewende könne Gas eminent wichtig sein, weil es in der bestehenden Infrastruktur speicherbar sei. Zentrale Frage sei nämlich, wie man mit gewonnenem Gas über die Jahreszeiten komme. Eine ganz große Rolle werde auch methanisierter Wasserstoff zur Speicherung von Strom spielen, man brauche die Gasinfrastruktur also auch für die Stromversorgung, meinte Brigitte Ederer als Sprecherin des Forum Versorgungssicherheit.

Derzeit macht der Erdgaseinsatz von 90 TWh knapp ein Viertel des gesamten heimischen Energiebedarfs von 400 TWh aus, von dem rund 70 TWh auf Elektrizität entfallen. 29 Prozent der Wohnungen bzw. Häuser in Österreich würden mit Fernwärme beheizt, gut 23 Prozent mit Erdgas, fast 19 Prozent mit Biomasse, 16 Prozent mit Heizöl, an die 8 Prozent mit Wärmepumpe und Solar sowie gut 5 Prozent mit Strom, verwies Haselauer auf Daten von 2017/18.

Grünes Gas sei eine realistische Alternative für den Gebäudebestand, auch für Ölheizungen. Für die Raumwärme könne die Energie- und Klimawende mit grünem Gas leichter als mit allen anderen Alternativen erreicht werden.

Deshalb sollte grünes Gas in allen künftigen Klima- und Energiestrategien als wichtiger Energieträger berücksichtigt werden, forderte Haselauer in einem Online-Pressegespräch des Forum Versorgungssicherheit. Grünes Gas sollte weiter für die Raumwärme im privaten Bereich verfügbar bleiben. Neuanschlüsse von Wohn- und Gewerbegebäuden sollten weiterhin ermöglicht werden. Angedacht sei ja, dass die Erzeugung von grünem Gas über eine Öko-Pauschale von allen Netzkunden subventioniert werde - daher müsse es auch allen Netzkunden zur Verfügung stehen.

Die Regierung müsse ganz klar sagen, wie es mit grünem Gas weitergehen solle, verlangte SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll, der online mitdiskutierte. Denn das fehle bisher noch zum Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG), obwohl im Regierungsprogramm festgelegt worden sei, dass für grünes Gas ein Ausbau definiert werden solle.