Eine Woche vor dem nächsten Zinsentscheid der US-Notenbank hat Präsident Donald Trump deren Chef Jerome Powell erneut aufgefordert, den Leitzins zu senken. "Er sollte die Zinsen senken. Ich glaube, ich verstehe viel mehr von Zinsen als er", sagte Trump am Mittwoch (Ortszeit) im Weißen Haus in Washington. "Es wäre positiv, aber es wird keine große Rolle spielen, denn letztendlich hat das, was wir schaffen, viel mehr mit anderen Dingen zu tun als mit den reinen Zinssätzen."

Niedrige Zinsen wären aber gut für potenzielle Hauskäufer, ergänzte er. Er sei kein großer Fan Powells, sagte Trump - und schob scherzend nach: "Verratet es ihm nicht." In der Vergangenheit hatte sich Trump noch deutlich abschätziger und teils beleidigend über Powell geäußert.

Keine kurzfristige Änderung am Leitzins zu erwarten

Trump selbst hatte Powell 2017 in seiner ersten Amtszeit als Chef der Federal Reserve (Fed) nominiert, ihn später jedoch wegen aus seiner Sicht zu zögerlicher Zinssenkungen öffentlich attackiert. Trump forderte in den vergangenen Wochen auch noch vehementer als zuvor eine Zinssenkung und bezeichnete Powell als "Mr. Zu Spät" sowie als "großen Loser". Die Zinsen dürften wegen Inflationsrisiken nach Trumps Hin-und-Her bei seiner Zollpolitik aber vorerst nicht senken. Experten gehen davon aus, dass die US-Notenbank den Leitzins in der kommenden Woche nicht antasten wird.

Trumps wiederholte Angriffe auf Powell haben an den Märkten weltweit Unbehagen ausgelöst. Experten befürchten einen grundsätzlichen Vertrauensverlust in die Wirtschaftsmacht USA, sollte die Unabhängigkeit der wohl wichtigsten Notenbank der Welt durch politische Einflussnahme beeinträchtigt werden. Powell selbst hat erklärt, dass eine Absetzung juristisch nicht zulässig wäre. Er hat zudem angekündigt, seinen Posten nicht räumen zu wollen. Powells Amtszeit endet im Mai 2026. Mitte April erklärte er, es gebe zwar Anzeichen für eine Verlangsamung der US-Wirtschaft. Allerdings sehe die Fed keinen dringenden Handlungsbedarf.

(APA)