++ HANDOUT/ARCHIVBILD ++ Steinbacher-Chef Hebbel stellt dem Wirtschaftsstandort Österreich kein gutes Zeugnis aus © APA - Austria Presse Agentur
Der Geschäftsführer des Unternehmens Steinbacher Dämmstoffe mit Hauptsitz im Tiroler Erpfendorf, Roland Hebbel, stellt dem Wirtschaftsstandort Österreich kein gutes Zeugnis aus. "Österreich hat sich hinausgeschossen", sagte der Firmenchef im APA-Interview. Besonders in puncto Entbürokratisierung und Lohnkosten mahnte er Tempo ein. Steinbacher selbst verzeichnete indes aufgrund der nach wie vor schwächelnden Bauwirtschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut Umsatzverluste.
"Wir sind unter den teuersten Produktionsstandorten", hielt Hebbel, dessen Firma auch in Deutschland und Polen Standorte betreibt, fest. In der Vergangenheit sei Österreich bei den Lohnstückkosten im Vergleich zu Deutschland stets um rund fünf Prozent günstiger gewesen - "jetzt sind wir fast 20 Prozent teurer". Auch der hohe bürokratische Aufwand war dem Manager ein Dorn im Auge. Es benötige nach Schweizer Vorbild eine Entbürokratisierung. Auch wenn sich die Politik in Österreich bemühe, es gehe schlichtweg "zu langsam". Unter diesen Voraussetzungen fürchtete der Geschäftsführer auch eine Abwanderung von Produktionsstätten ins Ausland.
Hebbel, der das Familienunternehmen gemeinsam mit seiner Frau Ute Steinbacher leitet, hegte jedoch unter den Vorzeichen einer neuen Bundesregierung bestehend aus ÖVP, SPÖ und NEOS Hoffnung auf Besserung und gab Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) auch gleich einen Vertrauensvorschuss. "Da habe ich sehr viel Vertrauen, dass es besser wird, weil viel schlechter ist es eh nicht mehr gegangen." Gleichzeitig betonte er, dass die Politik "nur Rahmenbedingungen" schaffen könne. Jetzt liege es auch an den Unternehmern und Kunden, zu handeln, appellierte er an die Eigenverantwortung. Schließlich sei Österreich ein "tolles Land mit unglaublich vielen Möglichkeiten". Allerdings fehle insbesondere in der Baubranche nach wie vor der Optimismus.
Sanierungsquote wird niedrig bleiben
In den vergangenen drei Jahren ging das Bauvolumen um 28 bis 32 Prozent zurück, die Genehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser "haben sich sogar halbiert", nannte Hebbel konkrete Zahlen. Nach dem Rückgang der Neubauten habe die Sanierung noch nicht den erwünschten Auftrieb erfahren: "Wir müssen froh sein, wenn wir heuer in Summe auf eine Sanierungsquote von ein bis eineinhalb Prozent kommen. Dann wären wir schon glücklich." Das erklärte Ziel - auch im Hinblick auf die gesteckten Klimaziele - sei jedoch eine Sanierungsquote in Höhe von drei Prozent.
Die Sanierungsquote habe sich damit auch trotz der sehr üppigen Umweltförderungen der vergangenen Jahre nicht entsprechend erhöht. Für den Firmenchef lag dies unter anderem am noch fehlenden "Vertrauen des Konsumenten". Nachdem jedoch die Wohnbauförderung - die von den Bundesländern ausgeschüttet wird - im Rahmen der Sanierung des Bundesbudgets nicht angegriffen worden war, fürchtete Hebbel keinen unmittelbaren Rückgang von thermischen Sanierungen im Land.
Umsatzrückgang auf 87 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2024/2025
Steinbacher selbst musste im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/2025 erneut einen Umsatzrückgang hinnehmen und schloss mit 87 Mio. Euro (2023/2024: 97 Mio. Euro). Der Rückgang sei "eine Challenge", räumte Hebbel ein - schließlich müsse man, trotz steigender Personalkosten und zurückgehender Mengen beim nächsten Konjunkturaufschwung wieder durchstarten können. Zuletzt waren die Baugenehmigungen wieder im Steigen begriffen, insbesondere bei den gemeinnützigen Bauträgern gehe es bei den Sanierungen auch wieder "in eine positive Richtung". Bis diese Impulse jedoch spürbar in der Bauindustrie ankommen, werde es noch dauern. Daher ging der Unternehmer davon aus, dass das aktuelle Geschäftsjahr sich "mindestens gleich wie letztes Jahr" entwickeln werde - "was überhaupt nicht zufriedenstellend ist".
Trotzdem werde Steinbacher weiter in alle drei Standorte in Erpfendorf, Deutschland und Polen mit insgesamt 430 Vollzeitäquivalenten investieren. Ein Stellenabbau erfolge nicht durch Kündigungen, sondern nur über natürliche Abgänge. Großes Potenzial ortete Hebbel indes in Polen, "weil man die angrenzenden Länder irgendwann neu aufbauen muss."