++ ARCHIVBILD ++ Branchenvertreter: Aktuelle Branchenzahlen "ein lauter Weckruf" © APA - Austria Presse Agentur

Die Beschäftigung in der Austro-Autozuliefererindustrie ist seit vielen Jahren erstmals rückläufig. Eine schwache Wirtschaftsentwicklung in Europa inklusive weniger Pkw-Nachfrage belastet die Betriebe. Der Branchenumsatz sank 2024 um 9 Prozent auf 28,4 Mrd. Euro, die Beschäftigtenzahlen gingen von 79.450 auf 76.900 zurück. Inklusive Leiharbeitskräfte sei der Personalstand um 5.000 Stellen gesunken, sagte der Vorsitzende der ARGE Automotive Zulieferindustrie, Dietmar Schäfer.

Der US-Zollkonflikt wirkt sich erst im laufenden Geschäftsjahr auf die Zulieferer aus. Die Zölle würden die Unternehmen "unterschiedlich" treffen, sagte Branchenvertreter Schäfer am Donnerstagvormittag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen könne man derzeit "ganz schwer" beziffern. Rund 10 Prozent der Exportumsätze macht die Branche derzeit in Nordamerika. Der Hauptabsatzmarkt der österreichischen Automobilzulieferindustrie ist Europa und im speziellen die deutsche Automobilindustrie.

Austro-Betriebe stark von deutscher Autoindustrie abhängig

Wenn die deutsche Autoindustrie ein US-Exportproblem habe, "dann haben wir auch ein Problem", gab der Leiter des Industriewissenschaftlichen Instituts, Herwig Schneider, bei dem Pressegespräch zu bedenken. Gute Nachrichten für die Branche gab es dann am Donnerstagnachmittag. So sollen die US-Zölle auf Autoimporte aus den EU-Staaten rückwirkend zum 1. August auf 15 Prozent gesenkt werden. US-Präsident Trump hatte die Zölle für die EU-Autobranche im April auf 27,5 Prozent erhöht. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic kündigte in Brüssel an, dass die EU die dafür notwendigen Voraussetzungen erfüllen werde. Die Autobauer in der EU hatten nach dem Treffen von Trump und von der Leyen am 27. Juli bisher vergeblich auf erhoffte Zollsenkungen gewartet, da ihre Fahrzeuge zunächst nicht unter die Regelungen für einen neuen Basiszollsatz in Höhe von 15 Prozent fielen.

Die Autozulieferbranche in Österreich kämpft auch mit dem Wandel vom Verbrenner zur E-Mobilität sowie vergleichsweise hohen Energie-, Rohstoff- und Arbeitskosten. Zahlreiche der rund 900 Auto-Zuliefererbetriebe mussten zuletzt Personal abbauen. Der stark in der Autoindustrie verwurzelte Technologiekonzern AVL List GmbH mit Sitz in Graz kündigte Mitte August an, an seinem Standort in den nächsten Monaten rund 350 Beschäftigte abzubauen. Die Branche erwartet einen weiteren Rückgang der Beschäftigung. "Ich würde davon ausgehen, dass es nicht die letzte Meldung war. Es zeichnet sich kein anderslautender Trend ab", so der Vorsitzende der ARGE Automotive Zulieferindustrie.

An Auto-Zulieferbranche hängen indirekt 192.000 Jobs

Laut Industriewissenschaftlichem Institut (IWI) sichert die österreichische Auto-Zulieferbranche indirekt 192.000 Jobs ab. Eine aktuelle IWI-Standortanalyse kommt zu dem Ergebnis, dass Österreich im Vergleich zu anderen Standorten der Automobilwirtschaft weiter zurückfällt. Man brauche "deutlich mehr Flankenschutz durch eine aktive Standortpolitik", sagte Branchenvertreter Schäfer in Richtung Politik. Die aktuellen Branchenzahlen seien "ein lauter Weckruf".