Die heimischen Pensionskassen haben im Vorjahr wegen der Verwerfungen auf den Finanzmärkten einen negativen Veranlagungsertrag von minus 9,67 Prozent verzeichnet. Langfristig über 32 Jahre wurde eine positive Performance von durchschnittlich plus 4,9 Prozent pro Jahr erwirtschaftet, betont der Fachverband Pensions- und Vorsorgekassen. Bei einem Gutteil der Pensionisten werde es heuer durchaus zu Kürzungen kommen, so Verbandsobmann Andreas Zakostelsky.

Das Ausmaß der Pensionskürzungen hänge einerseits von der Art der Veranlagung - ob dynamisch oder konservativ - ab und auch von der Höhe der Schwankungsrückstellung. Die Streuung zwischen den einzelnen Veranlagungen sei aktuell besonders stark. Genaue Zahlen gebe es im März. Schwankungsrückstellungen werden laut Verband gebildet, damit sich die Kapitalmarktschwankungen nicht unmittelbar auf die Pensionshöhe auswirken. Sie sind demnach mit dem Reservekanister eines Autos vergleichbar, der in Jahren mit hohen Erträgen aufgefüllt wird, um später in Jahren mit geringeren Erträgen eine Reserve zu haben.

Im vergangenen Jahr habe es multiple Krisen gegeben, die sich auch auf den Finanzmärkten niederschlugen. So sank etwa der Aktienindex MSCI World um 20,8 Prozent, der Wiener ATX um 19 Prozent und der deutsche DAX um 12,35 Prozent. Auch am Anleihenmarkt ging es nach unten, der Wert von österreichischen Staatsanleihen sank um 21,3 Prozent jener von deutschen um 17,8 Prozent. Die Verwerfungen auf den Kapitalmärkten hätten sich auch auf die Pensionskassen ausgewirkt, die ein im Rahmen des möglichen gelegenes Ergebnis erzielt hätten, so Zakostelsky. Im langfristigen Vergleich seit 1991 sei die Jahres-Performance bei plus 4,9 Prozent gelegen, die 10-Jahres-Performance bei 3,26 Prozent. Die Pensionskassen lägen nach wie vor vor vergleichbaren Anlageformen, das System sei nachhaltig leistungsfähig und stabil.

Für Berechtigte, die seit der letzten Reform im Jahr 2013 ins System gekommen seien und für die ein Rechnungszins von maximal 3 Prozent gelte, sei es in den vergangenen zehn Jahren zu keiner Kürzung der ursprünglich festgelegten Pensionsleistung gekommen. Die durchschnittliche Zusatzpension lag im Vorjahr bei 432 Euro im Monat. An Leistungen ausgezahlt wurden zusammen 829 Mio. Euro.

Zakostelsky erneuerte heute die Forderung nach einer Stärkung der betrieblichen Vorsorge mit der Einführung eines General-Pensionskassen-Vertrags sowie nach einer so genannten "grünen Pension" mit steuerbegünstigten Einzahlungen für nachhaltige Veranlagungen. Derzeit hätten mehr als eine Million Menschen Anspruch auf eine Pensionskassen-Zusatzpension, drei Millionen hätten keine. Durch die Einführung eines General-Pensionskassenvertrags könnte alle Arbeitnehmer eine Firmenpension erhalten.

Insgesamt haben 1,038 Millionen Menschen in Österreich einen Anspruch auf eine Pensionskassen-Zusatzpension. Mehr als 137.000 davon beziehen bereits eine Zusatzpension. Das verwaltete Vermögen ging auf 24,8 Mrd. Euro zurück, nach 27,3 Mrd. Euro 2021. Im Zeitraum 1991 bis 2022 wurden rund 25 Mrd. Euro in das System eingezahlt und 13 Mrd. Euro ausgezahlt worden, die Pensionskassen erwirtschafteten einen Wertzuwachs von rund 12,8 Mrd. Euro.

Die für die Abwicklung der Abfertigung Neu zuständigen Vorsorgekassen wiesen eine negative Performance von minus 7,6 Prozent aus, nach plus 4 Prozent 2021. Durch die gesetzlich festgelegte Kapitalgarantie verringert sich auch bei negativen Veranlagungserträgen das eingezahlte Kapital nicht, betont der Verband. Die Zahl der Berechtigten liegt bei knapp 3,82 Millionen. Veranlagt wurden von den Vorsorgekassen wurden 16,5 Mrd. Euro. Die Wirtschaft hat 2,1 Mrd. Euro einbezahlt. 506.304 Personen nahmen eine Leistung in Anspruch, herausgenommen wurden insgesamt 780 Mio. Euro.

Kritik kam heute vom Schutzverband der Pensionskassenberechtigten (Pekabe). Die Kennzahlen der österreichischen Pensionskassen zeigten einmal mehr, dass diese nicht in der Lage seien die seinerzeit zugesagten Erträge zu erwirtschaften. Die negative Performance von 9,67 Prozent "bedeutet für die Mehrheit der Pensionisten eine Pensionskürzung von bis zu 15 Prozent", so der Verband in einer Aussendung. Sämtliche Annahmen der Pensionskassen und Versprechen der (ehemaligen) Arbeitgeber hätten sich "als völlig unrealistisch herausgestellt." Die von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) im April des Vorjahres in Aussicht gestellte "Abfederung" zur Vermeidung von Pensionskürzungen sei bis heute nicht realisiert, versprochene Modelle nicht bekannt.

(APA)