Bis 2030 will die öGIG eine Million Glasfaser-Anschlüsse gebaut haben © APA - Austria Presse Agentur

Um den steigenden Anforderungen an eine schnelle Internet-Verbindung gerecht zu werden, will die private österreichische Glasfaser-Infrastrukturgesellschaft (öGIG), eine Tochter der Allianz, in den kommenden vier Jahren knapp eine Milliarde Euro (928,7 Mio. Euro) in den Glasfaserausbau in Österreich stecken. Bis 2030 sollen eine Million Haushalte und Unternehmen versorgt sein. Für die Volkswirtschaft bringt das Projekt kurzfristig eine Bruttowertschöpfung von 634,2 Mio. Euro.

"Aus jedem investierten Euro werden 68 Cent an Wertschöpfung in Österreich generiert", sagte Christian Helmenstein, Geschäftsführer des Economica-Instituts, das die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Investition für die öGIG untersucht hat. Das sei mehr als bei anderen Infrastruktur-Investitionen, bei welchen im Normalfall für jeden Euro nur etwa 60 Cent Wertschöpfung generiert werden. Glasfaser stehe zwar politisch oft nicht im Fokus, wenn es um Infrastruktur gehe, Infrastruktur-Projekte in dem Bereich würden aber "gesamtwirtschaftlich die höchste Renditerate von allen Infrastrukturen überhaupt erzielen", so Helmenstein am Dienstag.

Vor der gesamten Wertschöpfung von 634 Mio. Euro entfallen 190 Mio. Euro auf direkte Effekte, 424,9 Mio. Euro auf indirekte Effekte und 19,3 Mio. Euro auf induzierte Effekte. Die Summe entstehe alleine in der Investitionsphase des Projekts, die Betriebsphase oder längerfristige gesamtwirtschaftliche Produktionseffekte seien in der Analyse noch nicht berücksichtigt, so Helmenstein. Die Diskrepanz zwischen der Investitionssumme und der Wertschöpfung ergebe sich durch nicht-wertschöpfungswirksame Ausgaben sowie dadurch, dass Komponenten auch aus dem Ausland zugekauft werden müssten.

Auch für den Arbeitsmarkt bringe die Investition Vorteile. Laut der Studie werden von 2022 bis 2025 etwa 9.500 Jobs (Jahresbeschäftigungsverhältnisse) geschaffen. Das seien rund 8.800 Vollzeitäquivalente. Die fiskalischen Effekte lägen bei 438,2 Mio. Euro, das entspreche in etwa den jährlichen Einnahmen aus der Normverbrauchsabagabe (NoVA), sagte Helmenstein.

Die öGIG legt den Fokus vor allem auf den Ausbau des ländlichen Raums. Das Ziel sei "möglichst flächig zu bauen" anstatt punktuell für nur einen Haushalt oder einen Betrieb, sagte der Geschäftsführer der öGIG, Hartwig Tauber. "Wir wollen möglichst viele Leute in einer Gemeinde gewinnen", so Tauber. Der größte Teil der Investitionssumme fließt nach Kärnten (288,9 Mio. Euro), 166,8 Mio. Euro gehen in die Steiermark, 158,8 Mio. Euro nach Niederösterreich und 148,1 Mio. Euro nach Tirol. Für Oberösterreich wurden 121,3 Mio. Euro veranschlagt, für Vorarlberg 31,9 Mio. Euro und für das Burgenland 12,8 Mio. Euro.

Auch bei den Wertschöpfungseffekten entfällt mit rund einem Viertel der größte Teil auf Kärnten (152,9 Mio. Euro), gefolgt von der Steiermark mit 111,8 Mio. Euro. Auf Oberösterreich entfallen 16 Prozent der Wertschöpfung (103,5 Mio. Euro), für Niederösterreich sind es 15 Prozent (96,5 Mio. Euro) und für Tirol 14 Prozent (88,9 Mio. Euro).

Die öGIG will in allen Bundesländern außer Wien und Salzburg tätig sein. Salzburg sei deshalb ausgenommen, weil dort die Dichte an Glasfaserkabelnetzen bereits sehr hoch sei, so Tauber weiter. Ende 2021 zählte die öGIG 35.000 fertiggestellte Anschlüsse. Bis Ende des laufenden Jahres will sie die Zahl auf 70.000 steigern, bis 2030 sollen es dann eine Million Anschlüsse sein. Die öGIG wolle dabei auch mit den Landesgesellschaften eng zusammenarbeiten.

Das Geld für die Investition sei vom Eigentümer, der Allianz, zur Verfügung gestelltes Eigenkapital. Man sei dadurch im Vorteil gegenüber Konkurrenten, da keine langwierigen Förderungen nötig seien, sagte Tauber. Nach Ablauf der ersten vier Jahre könne das Projekt entweder mit mehr Eigenkapital von der Allianz oder mit Fremdkapital finanziert werden. Bis 2030 seien bis zu 2,5 Mrd. Euro an Kapital nötig.

Die öGIG wurde im Dezember 2019 gegründet, im Anschluss an ein Glasfaser-Projekt der Allianz mit Niederösterreich, das mit der öGIG auf ganz Österreich ausgeweitet wurde. Das Unternehmen konzentriert sich auf den Bau des Netzes, vertreibt aber selbst keine Endkundenprodukte, sondern stellt die Infrastruktur für alle Internet-Provider zur Verfügung. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 60 Personen, die Anzahl der Mitarbeiter solle jedoch noch deutlich ausgebaut werden.