Gutachten zerlegten Pläne für Pumpspeicherkraftwerk im Koralm-Gebiet © APA - Austria Presse Agentur

Neuerlich hat es für das geplante Pumpspeicherkraftwerk auf der weststeirischen Koralm einen Rückschlag gegeben: Mehrere Gutachten haben das Projekt im Auftrag des Bundesverwaltungsgerichts, das sich gerade den positiven Bescheid der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) ansieht, offenbar massiv in Frage gestellt. Wie die Umweltorganisation Virus am Mittwoch mitteilte, seien "verheerende Planungsmängel" vorhanden und die bautechnische Machbarkeit sei zudem fraglich.

"Nach reihenweise Problemen mit Umweltauswirkungen hat sich nun auch bei grundlegender Bautechnik und Ingenieurgeologie eine völlig offene Flanke gezeigt. Das Projekt entspricht nicht dem Stand der Technik und stellt die grundlegende Machbarkeit völlig in Frage", fasste Wolfgang Rhem von Virus die Erkenntnisse der Gutachter zusammen.

Hinter dem Projekt stehe eine Gesellschaft, die keine Erfahrung mit Errichtung und Betrieb von Großkraftwerken habe und sich mehrheitlich im Eigentum zweier branchenfremder Forstbetriebe in Privatbesitz befinde. Das Bundesverwaltungsgericht habe nun bisher 13 neue Gutachter bestellt. Zwölf davon seien zum Schluss gekommen, dass die Projektunterlagen unübersichtlich und vor allem unvollständig seien und es teilweise massiven Nachforderungsbedarf gebe, dessen Erfüllung jedenfalls umfangreiche Erhebungen nach sich ziehen würde. Die eingebrachten Beschwerden seien berechtigt gewesen, hieß es in der Aussendung am Mittwoch.

Peter Masser, einer der beiden Projektwerber, war Mittwochmittag vorerst nicht für die APA erreichbar. Der "Kleinen Zeitung" sagte er aber, ohne die Gutachten zu kennen: "Für mich hat sich dennoch nichts geändert." Er wolle den nächsten Verhandlungstermin, der wohl im Februar stattfinden wird, abwarten.

Sandra Krautwaschl von den steirischen Grünen forderte indessen in einer Aussendung die völlige Neuaufstellung der Abteilung 13 des Landes Steiermark (Abteilung für Umwelt und Raumordnung, Anm.): "Dass so ein Projekt trotz nachweislich mangelhafter Unterlagen von der Landesabteilung durchgewunken wird, beweist, dass die Abwicklung solcher Genehmigungsverfahren grundlegend neu gedacht gehört. Ich war damals selbst bei der UVP-Verhandlung anwesend und schon dort war - auch für fachunkundige Personen - ersichtlich, dass zahlreiche Gutachten massive Mängel aufwiesen."

Das Projekt wird seit rund einem Jahrzehnt geplant und war 2017 mit einem Investitionsaufwand von 800 Mio. bis 1 Mrd. Euro eines der größten auf dem österreichischen Strommarkt. Projektwerber ist die Pumpspeicherkraftwerk Koralm GmbH. Sie will auf der steirischen Seite der Koralm im Bezirk Deutschlandsberg ein Unterbecken und ein Oberbecken errichten. Der Unterspeicher soll im Talraum des Seebaches entstehen und einen Inhalt von 4,7 Mio. Kubikmeter aufweisen, so die damaligen Pläne. Der Oberspeicher soll im Bereich zwischen Frauenkogel und Ochsenofen oberhalb der Glitzalm gebaut werden. Dieses Becken soll beim Stauziel 5,5 Mio. Kubikmeter fassen. Für das Vorhaben müssen Rodungen im Ausmaß von etwa 15,13 Hektar eingerechnet werden. Die Höhendifferenz zwischen beiden Seen soll rund 600 Meter betragen, das Krafthaus mit den Turbinen wäre im Berginneren vorgesehen. Die rund 800 Meter langen und etwa 90 Meter hohen Staumauern sollen keine Betonwände, sondern bepflanzte Naturdämme sein.