Kleinwasserkraft Österreich kritisiert fehlenden politischen Willen © APA - Austria Presse Agentur

Der Branchenverband Kleinwasserkraft Österreich sieht weiterhin großes ungenutztes Potenzial für die Energiewende in Österreich. Demnach könnten bestehende Querbauten in Flüssen gezielt energetisch genutzt werden und so 0,55 Terawattstunden (TWh) Strom pro Jahr erzeugt werden, was dem Verbrauch von 150.000 Haushalten entspräche. Allerdings fehle der politische Wille, den Ausbau zu beschleunigen, kritisierte der Verband am Donnerstag in einem Pressegespräch.

Seit 2024 seien EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet, sogenannte Beschleunigungsgebiete für den Ausbau erneuerbarer Energien auszuweisen. Im heurigen Mai hätte dazu ein Vorschlag der Bundesländer vorgelegt werden müssen. "Passiert ist bislang allerdings nichts", sagte Sophie Uitz, Landessprecherin der Kleinwasserkraft Salzburg. In so definierten Gebieten würden der Ausbau von erneuerbarer Energie bevorzugt, Verfahren vereinfacht und so die Energiewende beschleunigt, so Uitz.

Bestehende Querverbauung energetisch nutzen

Eine Erhebung des Branchenverbandes zeigt, dass es in Österreich etwa 70.000 Querbauwerke gibt, die derzeit vor allem der Regulierung der Fließgewässer, etwa in Sachen Hochwasserschutz, dienen. Weniger als 6 Prozent der Querbauwerke werden energetisch genutzt. "Die Flüsse sind stark verbaut, das ist eine Chance für die Kleinwasserkraft", sagte Uitz. Sie plädiert dafür, auf bestehende Querverbauungen mit Kleinwasserkraft-Anlagen aufzusetzen. Im Zuge dessen könnten laut Uitz auch ökologische Maßnahmen gesetzt werden, die den Zustand der Fließgewässer verbessern würden.

"Die Bundesländer blockieren hier, indem sie solche Gebiete bislang nicht ausweisen", sagte Uitz. Österreich hat demnach noch bis Februar 2026 Zeit, um Beschleunigungsgebiete, die Teil der EU-Richtlinie RED III sind, zu definieren. Andernfalls drohe ein Vertragsverletzungsverfahren. Parallel sei in der EU-Wasserrahmenrichtlinie ohnehin vorgesehen, dass Fließgewässer in Zukunft durchgängig gemacht werden müssen. "Die Kleinwasserkraft ist ein Eingriff in den Fluss", sagte Uitz. Mit dem Aufsetzen auf ein bestehendes Querbauwerk werde der Zustand des Gewässers aber verbessert, indem die Querverbauung durchgängig gemacht werde, so die Branchenvertreterin.

Ökologischer Fußabdruck soll so klein wie möglich sein

Strategisch müsse der Ausbau der Kleinwasserkraft so gestaltet werden, dass in erster Linie bestehende Anlagen aufgerüstet und danach jene bestehenden Querverbauungen in Flüssen genutzt werden, die nicht mehr entfernt werden können. Die Vision sei, "den ökologischen Fußabdruck der Kleinwasserkraft so klein wie möglich zu halten", sagte Christoph Hauer, Experte für Wasserbau und Fließgewässerforschung an der Universität für Bodenkultur (BOKU).

Aktuell speisen etwa 4.000 Kleinwasserkraftwerke rund 6,5 Terawattstunden Strom in das österreichische Netz ein und decken damit etwa 10 Prozent des österreichischen Strombedarfs.