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Dem Modehandel geht es besonders schlecht © APA - Austria Presse Agentur

Infolge der hohen Inflation hat der heimische Handel 2023 ein reales Umsatzminus von 5,5 Prozent verzeichnet. Besonders schlecht ging es laut Handelsverband dem Onlinehandel (minus 8,6 Prozent), der Modebranche (minus 8 Prozent), den Elektro- und Elektronikhändlern (minus 7,8 Prozent) sowie den Uhren- und Schmuckverkäufern (minus 4 Prozent). Auch Fachkräfte fehlen - im Einzelhandel seien 11.600 Stellen offen, im Gesamthandel 16.200, immerhin um 3.800 weniger als im Vorjahr.

Im abgelaufenen Jahr erwirtschafteten Österreichs Einzelhändler einen Umsatz von 75,3 Mrd. Euro - gegenüber dem Jahr davor war das ein inflationsbereinigter Rückgang von 3,6 Prozent, inklusive Großhandel und Kfz-Handel ein Minus von 5,5 Prozent, wie der Verband unter Verweis auf eine Erhebung des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) detaillierte.

Der Einzelhandel hatte wegen der hohen Inflation auch schon 2022 ein reales Umsatzminus hinnehmen müssen. Ohne Kfz- und Großhandel waren die Verkaufserlöse 2022 in den heimischen Geschäften real um 0,7 Prozent auf 72,7 Mrd. Euro zurückgegangen, bei einem nominellen Plus von 6,8 Prozent. Die Inflation zehrt also schon seit längerem die Einnahmen der Händler auf.

"Jedes Zehntel, das wir reduzieren, und die Lohnnebenkosten anders finanziert, all das würde helfen", betonte der Geschäftsführer des Handelsverbands, Rainer Will, auf die Frage nach dem für heuer gewünschten Inflationsziel für die Branche. "Wir wünschen uns natürlich das Inflationsziel von 2 Prozent." Die Teuerung ist auch alljährlich Ausgangspunkt für die Kollektivvertragsverhandlungen und somit für die Personalkosten.

Parallel zum teuerungsbedingten Rückgang der Verkaufserlöse machen dem Handel den Angaben zufolge massive Kostensteigerungen für Energie, Personal, Logistik und Fremdkapital sowie - im Vergleich mit Drittstaatenhändlern etwa aus China - eine Überfrachtung an Regulierungen und Bürokratie zu schaffen. So drängten etwa die chinesischen Onlinehändler Temu und Shein aggressiv auf den österreichischen Markt vor - unter Umgehung von Zoll- und Konsumentenschutzregeln, wie es hieß.

Oberste Priorität habe zunächst die Eindämmung des Preisauftriebs. "Inflationsbekämpfung ist nicht Aufgabe der Regierung, sondern der Zentralbank", merkte der Geschäftsführer der Versandhandelsgruppe Unito (Otto, Quelle, Universal usw.), Harald Gutschi, am Donnerstag in einer Pressekonferenz der Handelsbranche an. Daher sei die große Frage auf wie viel Prozent die Europäische Zentralbank (EZB) 2024 bei den Leitzinsen gehe. Das offizielle Inflationsziel beträgt 2 Prozent. "Das Inflationsziel wird auf Dauer zwischen 3 und 4 Prozent liegen, das traut sich aber niemand laut zu sagen", meinte der Handelsexperte.

Jedenfalls verheißt den Angaben zufolge auch 2024 - bereinigt um die erwartete Inflation - noch keine steigenden Verkaufserlöse im Handel. "Wir sind weiter in einem Hochinflationsjahr", sagte Will. "Wir sind hier in einer Extremspirale."

Nun sei die Politik gefordert, für etwas Linderung zu sorgen. Das trage auch zur Sicherung der Arbeitsplätze in der Branche bei. Die mehr als 4.000 Mitglieder des Handelsverbands mit ihren rund 300.000 Mitarbeitern an 25.000 Standorten deckten mit einem Gesamtumsatz von mehr als 65 Mrd. Euro etwa 80 Prozent des Marktes ab. Konkret gewünscht sind unter anderem eine Arbeitsmarktreform, die Mehrarbeit für die Arbeitnehmer lohnender macht als serielle Arbeitslosigkeit, eine Senkung der Lohnnebenkosten, weniger Bürokratie und Regulierung, eine Ausgabenbremse seitens der Regierung, denn die Schulden von heute seien die Steuern von morgen, sowie ein Schutz vor den "unfairen Spielregeln" der Billigkonkurrenz aus China im Onlinehandel.