Der frühere italienische Ministerpräsident Mario Draghi hat die Kosten des grünen und digitalen Übergangs in der EU auf mindestens 500 Milliarden Euro pro Jahr beziffert, zu denen noch Investitionen in Verteidigung dazukommen müssten, wie italienische Medien berichteten. Der ehemalige EZB-Chef war von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen im September beauftragt worden, einen Bericht über die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit zu erstellen.

Er legte seine Ideen über die künftige Entwicklung der Union dar. "In den letzten Jahren hat es viele tiefgreifende Veränderungen in der Weltwirtschaftsordnung gegeben, und diese Veränderungen haben eine Reihe von Konsequenzen, von denen eine klar ist: In Europa muss in relativ kurzer Zeit eine riesige Summe investiert werden", so Draghi beim informellen ECOFIN-Gipfel in Gent. Damit müsse unter anderem Europas Wettbewerbsfähigkeit gefördert werden.

"Wenn wir unsere Hauptkonkurrenten und insbesondere die USA betrachten, ist der Abstand überall festzustellen: Bei der Produktivität, beim Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP), beim Pro-Kopf-BIP. Die globale Wirtschaftsordnung, in der Europa gediehen ist, wird durch die Abhängigkeit von russischer Energie, chinesischen Exporten und der Verteidigung durch die USA erschüttert", erklärte Draghi.

Draghi hatte sich kürzlich "besorgt" gezeigt, was die Zukunft Europas betrifft und betont, dass sich die EU in einem "kritischen Moment" befinde. "Unser bisheriges Wachstumsmodell hat sich aufgelöst. Wir müssen eine neue Art des Wachstums erfinden, aber dazu müssen wir ein einziger Staat werden. Der europäische Markt ist zu klein, es gibt viele Märkte, und deshalb ziehen die kleinen Unternehmen, die in Europa anfangen, oft in die USA, sobald sie wachsen, oder sie machen zu", erklärte der zwischen 2021 und 2022 als italienischer Regierungschef amtierende Draghi. Davor war er italienischer Notenbankgouverneur (2005-11) und EZB-Chef (2011-19). Durch seinen entschlossenen Kurs in der Eurokrise erwarb er sich großes politisches Ansehen.

(APA)