Mitarbeitende in der Gastro ächzen teilweise unter schwierigen Bedingungen © APA - Austria Presse Agentur
Schlechte Bezahlung, hoher Arbeitsdruck und geringe Wertschätzung: Folgt man einer aktuellen Forba-Studie, kämpfen viele Arbeitnehmer in Gastronomie und Hotellerie im Alltag teils mit "schwierigen Arbeitsbedingungen". Arbeiterkammer und Gewerkschaft vida pochen daher auf Fortschritte in den Betrieben. "Die Kolleginnen und Kollegen brauchen rasche Verbesserungen bei Löhnen und Arbeitszeiten", forderte AK-Präsidentin Renate Anderl bei der Studienpräsentation am Freitag.
Die Sparte sei vor allem durch die niedrigsten Einkommen quer durch alle Branchen sowie durch ein schlechtes Arbeitsklima gekennzeichnet, skizzierte Anderl die Resultate der Untersuchung. Auch würden Überstunden häufig nicht abgegolten und das Personal zu spät oder gar nicht bei der Sozialversicherung angemeldet. Angesichts dessen verwundere es nicht, dass die Branche besonders unter Personalmangel leide, so die AK-Präsidentin, die sich neben der Studie auf Erfahrungen aus der Beratung stützte.
Auch sexuelle Belästigung ist laut Anderl in der Sparte ein größeres Thema als in anderen Branchen. "Wir wissen aus unserer Beratung, dass gerade bei diesem Thema die Gastro großen Aufholbedarf hat, nämlich was Sensibilisierung und Aufklärung betrifft." Derzeit stehe man dazu in Gesprächen mit der Branchensparte in der Wirtschaftskammer (WKÖ), um ein Konzept gegen Belästigung am Arbeitsplatz zu entwickeln. Dieses solle "möglichst schnell" vom Papier in die Umsetzung kommen, das sei "ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Betriebsklimas". Laut den Studienergebnissen wies die Sparte zuletzt mit 60 Prozent einen besonders hohen Frauenanteil auf.
Vida-Chef Roman Hebenstreit bezeichnete die Gastronomie und Hotellerie mit Blick auf die Arbeitsbedingungen als sein "größtes Sorgenkind". So steche unter jenen rund 170 Kollektivverträgen, über die die Gewerkschaft verhandle, die Sparte besonders negativ hervor. Dies liege auch daran, dass die Politik in Österreich den Arbeitgebern in der Branche besonderes Entgegenkommen gezeigt habe. Mit Signalen seitens von Branchenvertretern, für bessere Bedingungen zu sorgen, ohne sie umzusetzen, könne er daher wenig anfangen.
Hebenstreit räumte jedoch ein, dass es auch Vorzeigebetriebe gebe. Er verwies dabei auf den freiwillig abgeschlossenen "Zukunftskollektivvertrag" der Jufa Hotelgruppe, den er als innovatives Modell und daher auch als Forderung an die Branche verstehe. Einige der Eckpunkte: Sonntags- und Nachtzuschläge, ein garantiertes, freies Wochenende im Monat, höhere Lehrlingsentschädigungen sowie deutliche Gehaltserhöhungen für Fachkräfte nach mehreren Arbeitsjahren.
Umgehend mit Kritik an der Darstellung von AK und vida reagierte der Fachverband Gastronomie und Hotellerie in der Wirtschaftskammer (WKÖ). "Das gebetsmühlenartige Schlechtreden einer verdienten Branche schadet nicht nur den Betrieben, sondern auch den tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, denen die Vertreterinnen und Vertreter von vida und Arbeiterkammer hier einen echten Bärendienst erweisen", wurde Gastro-Obmann Mario Pulker in einer Aussendung zitiert. Ablehnend äußerte sich auch der Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung, Markus Gratzer: "Gruselgeschichten aus Hinterhof-Beiseln gehören verfolgt. Mit dem Alltag im Tourismus hat das aber nichts zu tun."