Konsumenten kennen vor allem die Agrana-Marke "Wiener Zucker" © APA - Austria Presse Agentur

Der börsennotierte Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana ist im Geschäftsjahr 2022/23 wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt und hat ein Konzernergebnis von 24,7 Mio. Euro und einen Umsatz von 3,63 Mrd. Euro (+25,4 Prozent) erzielt. Abschreibungen auf das Russland- und Ukraine-Geschäft hatten dem Agrarkonzern 2021/22 einen Verlust in Höhe von 12,2 Mio. Euro eingebrockt. Ein Rückzug aus Russland ist aktuell kein Thema.

Die Agrana betreibt mehrere Fruchtverarbeitungswerke in der Ukraine und in Russland. "Wir verurteilen den Angriffskrieg der russischen Regierung auf die Ukraine aufs Schärfste und wir unterstützen die Politik des Putin-Regimes in keinster Weise", sagte Agrana-Chef Markus Mühleisen bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Wien. "Das ist menschenverachtend." Im Hinblick auf die Nahrungsmittelversorgung der Menschen in Russland sei es aber "richtig nach wie vor, dort zu bleiben", so Mühleisen. "Aber das kann sich morgen ändern." Man bewerte die Situation in Russland "ständig neu".

"Es ist derzeit schwer einzuschätzen, ob in Zukunft weitere Bewertungsmaßnahmen für Vermögenswerte in der Ukraine und in Russland vorgenommen werden müssen", heißt es im aktuellen Agrana-Jahresbericht. Der Ukraine-Krieg hat aber auch Spuren in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung 2022/23 der Agrana hinterlassen. Das Ergebnis aus Sondereinflüssen betrug minus 88,8 Mio. Euro, was auf außerordentliche Abschreibungen aufgrund des Ukrainekriegs und rasant gestiegenen Kapitalkosten zurückzuführen war.

Im operativen Geschäft gab es in allen drei Geschäftsbereichen einen deutlichen Aufwärtstrend, das operative Ergebnis belief sich auf 158,4 Mio. Euro (+83,1 Prozent): "Im Segment Zucker haben wir den Turn-Around geschafft, im Segment Stärke waren hohe Ethanolnotierungen im ersten Halbjahr 2022/23 sowie gute Geschäfte mit Weizengluten Hauptgründe für die solide Ergebnisentwicklung", kommentierte Mühleisen die aktuellen Geschäftszahlen. Im Geschäftsbereich Frucht sei man froh, dass die Agrana-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in der Ukraine bisher "von den Kriegshandlungen unversehrt geblieben" seien.

Agrana ist bei Endkunden in Österreich vor allem mit seiner Marke "Wiener Zucker" bekannt. Der Konzern beschäftigt rund 9.000 Mitarbeiter an weltweit 55 Produktionsstandorten.

Der Anstieg der Energiepreise belastete den Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern. Die Agrana konnte den Kostenanstieg nach eigenen Angaben aber großteils an die Kunden weitergeben. Die Energiekosten des Unternehmens stiegen 2022/2023 im Vergleich zum Jahr davor um 66 Prozent auf 357 Mio. Euro.

Die Erhöhung der Bioethanol-Beimengungsquote bei Sprit von 5 auf 10 Prozent heuer in Österreich ist für Firmenchef Mühleisen "eine gute Entwicklung" für das Agrana-Bioethanolwerk in Pischelsdorf (NÖ). Dort werden jährlich aus rund 600.000 Tonnen Getreide (vor allem Weizen und Mais) etwa 250.000 Kubikmeter Bioethanol hergestellt. Hintergrund für die schrittweise Einführung von E10 in Österreich ist die Novelle der Kraftstoffverordnung, die seit 1. Jänner 2023 in Kraft ist. Laut Wirtschaftskammer wurde E10 wird mit der Umstellung von der Winter- auf die Sommerware mit Ende März/Anfang April 2023 auf dem Markt eingeführt.

Nach der Rückkehr in die Gewinnzone soll die Dividende an die Aktionäre erhöht werden. Der Agrana-Vorstand wird der Hauptversammlung heuer die Ausschüttung einer Dividende von 0,90 Euro je Aktie vorschlagen. Die Dividende für 2021/22 lag bei 0,75 Euro je Aktie.

Für das Geschäftsjahr 2023/24 rechnet der Agrana-Vorstand mit "einem sehr deutlichen Anstieg" von über 50 Prozent beim Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) und mit einem "deutlichen Anstieg" beim Umsatz. Größter Unsicherheitsfaktor für die Prognose bleibe der Krieg in der Ukraine und dessen Folgen. "Wegen der unvorhersehbaren Entwicklungen des Krieges können unter anderem außergewöhnliche Kostensteigerungen und Nachfragerückgänge nicht ausgeschlossen werden", hieß es vom Unternehmen.

Einen positiven Ausblick gibt es auch für das Zuckergeschäft in Österreich: Der Betrieb der Agrana-Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfelde (NÖ) ist für heuer wieder gesichert, nachdem die heimischen Zuckerrübenbauern eine Anbaufläche von 38.000 Hektar zugesichert haben. Mitte 2020 stand die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf vor dem Aus, weil Bauern aufgrund der damals niedrigen Preise zu wenige Zuckerrüben anbauten. Ein Branchenpakt von Vertretern der Zuckerbranche und der Politik sicherte damals den Weiterbetrieb des Werks.