
ENERGIE & UMWELT
Franz Georg Pikl vom Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft forscht an der Zukunft der weltweiten Energieversorgung.
Er hat mit dem Heißwasser-Pumpspeicherkraftwerk eine richtungweisende Technologie entwickelt.
FEBRUAR 2019 | NEW BUSINESS 51
sorptionskältemaschinen ein. Bei Bedarf
– also an heißen Tagen – dient das heiße
Wasser dem Antrieb dieser Maschinen
zur Kälteenergieerzeugung und wird
über Fernkälteleitungen zu den Kunden
geliefert. Für die ständige Kälteenergieversorgung
in entsprechenden Klimazonen
kann das beschriebene System
modi ziert werden, indem das Wasser
des Pumpspeicherkraftwerks gekühlt
wird: die angepasste Variante eines
„Kaltwasser-Pumpspeicherkraftwerks“,
sozusagen.
Ökologische und ökonomische
Vorteile
Technische und energiewirtschaftliche
Machbarkeitsstudien attestieren diesem
hybriden Speicherkonzept eine hohe
Ef zienz und Wirtschaftlichkeit. „Durch
die Kombination der an sich schon sehr
ef zienten Systeme mit Wirkungsgraden
der elektrischen und thermischen Energiespeicherung
von jeweils rund 80
Prozent steigert sich der Energieumsatz
bei gleichem Ressourceneinsatz gegenüber
der separaten Umsetzung deutlich.
Mit dieser entwickelten Energiespeicherzentrale
kann eine Vielzahl von erneuerbaren
Energieträgern über netzgebundene
Energieinfrastruktur gebündelt
werden, um den Herausforderungen der
Energiewirtschaft gerecht zu werden.
Außerdem zeichnet sich die Anlage
durch eine hohe Rentabilität aus. Die
Amortisationszeit ist kürzer als bei herkömmlichen
Pumpspeicherkraftwerken“,
so Pikl. Auch der ökologische Ansatz
macht das Projekt interessant: Das Kraftwerk
kann emissionslos betrieben werden,
verbraucht keine Freifläche und
greift nicht in den Wasserhaushalt von
natürlichen Gewässern ein. Das erleichtert
die Umweltverträglichkeit.
Vom Konzept zur Umsetzung
Aktuell ist Pikl auf der Suche nach Energieversorgern
und Unternehmen, die
gemeinsam mit ihm einen Prototyp des
Heißwasser-Pumpspeicherkraftwerks
errichten. „Die berücksichtigten Technologien
sind seit Jahrzehnten erfolgreich
im Einsatz, jedoch ist noch niemand auf
die Idee gekommen, sie zu koppeln.
Hinsichtlich des Pariser Klimaschutzabkommens
braucht es weitreichende
Maßnahmen, um das 1,5-Grad-Klimaziel
zu erreichen und gleichzeitig unseren
Lebensstandard möglichst zu erhalten.
Unser System könnte ein Baustein für
eine sichere erneuerbare Energiezukunft
sein und wäre dafür eine energieef ziente
und umweltverträgliche Maßnahme.
Die Bauwerke können sehr lange
genutzt werden und sich somit klimatisch
abschreiben“. VM
Fotos: Staudacher - TU Graz