Casinos Austria könnten bald mehrheitlich in tschechischer Hand sein © APA - Austria Presse Agentur
Die tschechische Glücksspielgruppe Sazka rund um die Milliardäre Karel Komarek und Jiri Smejc hat ihren Anteil an den Casinos Austria am Montag von 11 auf 34 Prozent aufgestockt. Alle Aktionäre stimmten bei einer nur wenige Minuten dauernden, außerordentlichen Hauptversammlung zu. Die Tschechen wollen ihren Anteil auf 60,8 Prozent weiter aufstocken, wie die Rechercheplattform "Addendum" meldete.
Bei der Hauptversammlung wurde die Übernahme eines Pakets von 22,7 Prozent an den Casinos durchgewunken, das Sazka dem Mühlenkonzern LLI und UNIQA abgekauft hatte. Weitere rund elf Prozent an den Casinos hatten die Tschechen bereits vor einem Jahr erworben. Nunmehr hält die CAME Holding GmbH der Sazka-Gruppe mittelbar eine Beteiligung in Höhe von 34,04 Prozent, wie es in einer Pflichtmitteilung der Casinos Austria International (CAI) heißt.
Genau genommen gehören den Tschechen 88,89 Prozent der Beteiligungsgesellschaft Medial, die wiederum 38,29 Prozent an den Casinos Austria hält. Die Transaktionen von LLI bzw. UNIQA zur Sazka wurden jeweils unter aufschiebenden Bedingungen abgeschlossen.
Das ist den Tschechen aber noch nicht genug. Schon im Sommer 2017 hatten sie bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) deponiert, dass die beabsichtigen, "die alleinige Kontrolle über Casinos Austria Aktiengesellschaft zu erwerben".
Laut dem "Addendum"-Bericht haben die Tschechen auch schon Vorverträge mit dem Casinos-Rivalen und -Aktionär Novomatic und der ehemaligen Kirchenbank Schelhammer & Schattera (jetzt Grawe-Gruppe) unterfertigt. Die Grawe-Gruppe äußert sich zu dem Thema nicht, wie ein Sprecher zur APA sagte.
Die tschechische Sazka-Gruppe hält sich zu ihren Plänen mit den Casinos Austria bedeckt. In einer Aussendung am Montagnachmittag bestätigte der Konzern lediglich, dass er die Casinos-Anteile von UNIQA und Leipnik-Lundenburger (LLI) übernommen hat und nun 34 Prozent an dem österreichischen Unternehmen hält. Zu einer möglichen Aufstockung war darin nichts zu lesen.
Novomatic will jedoch laut eigener Aussage seine Anteile nicht an die Sazka-Gruppe abgeben. "Wir haben nicht vor, unsere Anteile zu verkaufen", teilte ein Novomatic-Sprecher der APA am Montag mit.
Das Gerücht, dass Schelhammer & Schattera seine durchgerechnet knapp 10 Prozent verkaufen will, kursiert schon länger. Ursprünglich wollte der niederösterreichische Glücksspielkonzern Novomatic die Kontrolle bei den Casinos. Über 40 Prozent hätten dem Unternehmen vorgeschwebt, jedoch haben das die Kartellhüter untersagt. Novomatic darf aus Wettbewerbsgründen maximal 25 Prozent an den Casinos erhalten. Derzeit ist Novomatic mit 17 Prozent drittgrößter Casinos-Aktionär, nach der Sazka-Gruppe und dem Staat, der über die Beteiligungsholding ÖBIB 33,2 Prozent hält.
Laut "Addendum" könnte es, wenn Novomatic jetzt an die Tschechen verkauft, im Hintergrund Absprachen über die weitere Vorgangsweise geben, die beiden Konzernen dienen. Die Tschechen, die mit Novomatic schon jetzt über eine gemeinsame Tochterfirma verbunden seien, könnten die Casinos filetieren und nur den Lotterien-Bereich in den Konzern integrieren. Andere Bereiche, etwa die Video Lottery Terminals (VLT, zentralvernetzte Automaten) könnte Sazka dagegen Novomatic zur Verfügung stellen, heißt es in dem Bericht. Somit käme Novomatic doch an das heiß begehrte Automatenspiel.
Novomatic selbst darf in Wien keine Glücksspielautomaten mehr betreiben, da dort das kleine Glücksspiel seit 2015 verboten ist. Nur bei den teilstaatlichen Casinos Austria ist das Automatenspiel erlaubt, und zwar in den 12 Spielbanken sowie in den WINWIN-Automatenhallen, wo VLT-Geräte stehen. Die Erlaubnis für VLT hängt an der Lotterielizenz, die der Casinos-Austria-Konzern innehat. Derzeit betreiben die Casinos rund 600 VLT-Geräte, erlaubt sind aber bis zu 5.000. Novomatic-Chef Harald Neumann hat in der Vergangenheit mehrmals dafür plädiert, dass die Casinos ihr VLT-Geschäft in Österreich deutlich ausbauen sollen. Branchenkreisen zufolge spitzt Novomatic darauf, in seiner Spielstätte im Wiener Prater VLT-Geräte aufzustellen. Auch der Böhmische Prater könnte ein VLT-Standort werden. Weiters, so "Addendum", könnte Novomatic etwa über eine Vereinbarung zur Aufteilung erzielter Erträge (Revenue-Share-Deal) Spiele für die win2day-Plattform der Casinos anbieten.