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WACHSTUMSMÄRKTE
JUNI 2018
zent erwartet. Das durchschnittliche Wachstum aller 54©afrikanischen
Volkswirtschaften lag 2017 vergleichsweise bei
3,6©Prozent. Ostafrika steht auch für Innovation und eine
dynamische Start-up-Szene. Kenia©– und nicht das kalifornische
Silicon Valley©– ist weltweit führend bei Fin-Tech-
Innovationen.
Der afrikanische Wachstumskontinent und so auch Ostafrika
befi nden sich allerdings noch zu wenig auf dem
Radar österreichischer Unternehmen. Von den 1,7©Milliarden
Euro an österreichischen Exporten nach Afrika©– größenmäßig
vergleichbar mit den Exporten nach Schweden
©– gingen gerade einmal etwa 73©Millionen Euro in die
13©ostafrikanischen Staaten. Die größten Abnehmer waren
Kenia, Äthiopien und Sudan. Wachstumsmotoren sind
Megainfrastrukturprojekte, Industriemodernisierungen
und Produktionssteigerungen in der Landwirtschaft. Der
Privatkonsum ist ein wesentlicher Treiber in Kenia, während
ö± entliche Infrastrukturprojekte in Dschibuti und
Äthiopien entscheidend sind.
ENTWICKLUNGSHILFE GEFORDERT
Trotz der wirtschaftlich positiven Entwicklung bleibt die
humanitäre Lage in Ostafrika alarmierend. Andauernde
Regenfälle in Teilen Somalias, Äthiopiens und Kenias haben
im Mai©2018 Häuser, Schulen und Geschäfte unter
Wasser gesetzt. 1,2©Millionen Menschen sind von den
Überfl utungen betro± en, mehr als 700.000©Menschen
mussten ihre Häuser verlassen und in höhere
Lagen evakuiert werden. Im Süden Somalias sind
mehr als 718.000©Menschen betroffen, 220.000
mussten ihre Häuser verlassen. Wassermassen
haben Ernten sowie Wasser- und sanitäre Anlagen
zerstört und Nutzvieh getötet. Der Schulbetrieb wurde
unterbrochen. Auch eine Zunahme von Cholerafällen
wird befürchtet, da durch das Hochwasser
fl ache Brunnen verunreinigt werden. In Kenia haben
die Fluten 311.000©Menschen vertrieben, 132 kamen
ums Leben. Mehr als 200 Schulen und die bestehenden
Wassersysteme in mehreren Landkreisen
wurden zerstört. Auch in Kenia steigt die Zahl der
Cholerafälle im Norden und Osten des Landes.
KLIMAWANDEL VERSTÄRKT INTENSITÄT
VON NATURKATASTROPHEN
In Äthiopien mussten durch die starken Regenfälle
mehr als 170.000©Menschen ihre Dörfer verlassen, vor
allem im Südosten des Landes. Auch hier wurden Häuser,
Ackerland, Ernten, Vieh und Schulen durch die Überschwemmungen
zerstört. Es besteht ein dringender Bedarf
an Nahrungsmitteln, Wasser, Gesundheitsdiensten,
Decken sowie Hygienematerial. „In den vergangenen Jahren
hat die Intensität wiederkehrender Naturkatastrophen
in Ostafrika durch die Auswirkungen des Klimawandels
zugenommen. Von den aktuellen Überschwemmungen in
Somalia, Äthiopien und Kenia sind über eine Million Menschen
betroffen, viele von ihnen mussten ihre Häuser
verlassen. Die Menschen leben in provisorischen Notunterkünften
ohne Nahrung, sauberes Wasser oder angemessene
sanitäre Einrichtungen. Weitere Regenfälle sind
vorhergesagt. Das wird die Notlage der Kinder und ihrer
Familien noch weiter verschlimmern“, sagt Christopher
Ho± man, Regionalleiter für humanitäre Hilfe in Ostafrika
bei World Vision.
BRUNNENBAU IN GHANA
Ghana teilt das Schicksal vieler afrikanischer Länder: Obwohl
sie so reich an Rohsto± en sind und die Menschen
bis zur Erschöpfung arbeiten, wird ihre Entwicklung
durch historische Altlasten und einen ungerechten internationalen
Austausch erschwert.