Page 52

NEW BUSINESS Innovations 3/2017

SMART AUTOMATION 52 IT-Architektur im digitalen Zeitalter“ der Managementberatung Bain & Company. Bei den Versicherern habe beispielsweise jeder zweite CIO diese Befürchtung, im Handel und in der Konsumgüterbranche sind es jeweils sogar knapp 40 Prozent. Für die Studie befragte Bain weltweit 150 CIOs. In ausführlichen Gesprächen gaben sie Auskunft über ihre vordringlichsten Herausforderungen und Lösungsansätze. „Die IT-Abteilungen erfüllen eine elementar wichtige Funktion, denn sie setzen viele Projekte parallel um und machen die Digitalisierung für die Kunden erlebbar“, betont Ingolf Zies, Studienautor und Leiter der Bain-Praxisgruppe Informationstechnologie im deutschsprachigen Raum. „Intern aber müssen sie sich vielerorts mit veralteten und zu komplexen Systemen auseinandersetzen.“ Zum aktuellen Zustand ihrer IT-Architektur erklärte rund ein Drittel der befragten CIOs, dass sich mit der bestehenden IT trotz der erzielten Erfolge und ungeachtet der geplanten Investitionen künftige Unternehmensziele nicht erreichen lassen würden. Konkret gab es bei Banken insbesondere De zite bei der vollautomatisierten Abwicklung von Prozessen. Bei Versicherern und im Handel wiederum sei der Schwachpunkt das nahtlose Omnikanal-Erlebnis. TECHNISCHE SCHULD „Die CIOs wissen um die technische Schuld in ihren Unternehmen“, so Bain-Partner Zies. „Nicht zuletzt aufgrund von Budgetengpässen können sie jedoch oft keine konsequente Roadmap für die durchgängige Modernisierung ihrer IT-Architektur umsetzen.“ Vielmehr müssten IT-Verantwortliche ihr Budget zwischen Innovationen und der P ege alter Systeme aufteilen. So ieße laut der Studie noch jeder fünfte Euro in die Optimierung bestehender Legacy- Systeme. Darüber hinaus würden zahlreiche Unternehmen mit steigenden Betriebskosten kämpfen. Diese hätten sich in den vergangenen drei Jahren bei 59 Prozent der Studienteilnehmer erhöht. 77 Prozent würden wiederum in den kommenden drei Jahren einen Anstieg erwarten. „Viele Unternehmen sehen ihre IT-Architektur als wachsende Hypothek auf die Zukunft, die für manche früher oder später zu einer großen Last werden kann.“ Einerseits müssten die Unternehmen den neuen Kundenbedürfnissen mit digitalen Produkten und Dienstleistungen entsprechen. Andererseits würden deren Entwicklung und Implementierung in bestehende IT-Architekturen viel Zeit und Geld kosten. Schon heute würden 52 Prozent der Unternehmen an der Straffung ihrer Rechenzentren und der Konsolidierung ihrer Infrastruktur arbeiten. „IT-Infrastruktur kommt künftig wie Strom aus der Steckdose und ist überall und jederzeit verfügbar.“ Möglich mache dies die stärkere Nutzung von Cloud-Diensten. Eng damit verbunden sei eine Verlagerung von Anwendungen, Plattformen und auch Sicherheitslösungen in die Cloud. Mit As-a-Service-Konzepten könnten Unternehmen ihre IT-Architektur gleichzeitig standardisieren NEW BUSINESS • INNOVATIONS | APRIL 2017 und beschleunigen. Entsprechend werde sich der Markt von Platform-as-a-Service-Lösungen bis 2019 verdoppeln. KOMPLEXITÄT Eine höhere Geschwindigkeit im Betrieb und in der Entwicklung ergebe sich auch durch die Aufspaltung komplexer Anwendungen in einzelne Bestandteile, weg von Softwaremonolithen, hin zu Microservices. Derzeit würden 71Prozent der Befragten auf lose gekoppelte Systeme setzen. Die Technologien für eine durchgängige Beschleunigung der IT seien zumindest vorhanden. Mit einer (micro-)serviceorientierten IT-Architektur könnten Veränderungen erheblich schneller umgesetzt werden als noch vor wenigen Jahren. „Überwindet die IT die De zite in der bestehenden Architektur, stärkt das ihre Position in den Unternehmen entscheidend. Die Weiterentwicklung der IT-Architektur muss zu den Top-Prioritäten der Führungsebene zählen. Umfangreiche Investitionen sind unumgänglich.“ Schritt für Schritt werde die IT somit zum Treiber der digitalen Revolution. Nach kleineren Vorläuferprojekten begann indes ein Konsortium unter der Leitung von LieberLieber im Rahmen eines EUROSTARS-Projekts mit der Entwicklung einer kostensparenden Modellierungs- und Testumgebung für sicherheitskritische Software-Systeme. Innerhalb von zwei Jahren soll so eine Modellierungsumgebung entstehen, die die Wartungskosten von kritischen Systemen um bis zu 50Prozent reduziert, versprechen die Projektverantwortlichen. In Zeiten von Industrie 4.0 und Internet of Things (IoT) werde die Bedeutung von Embedded Software beziehungsweise ebensolchen Systemen immer größer, da diese sich laufend neue Anwendungsfelder erschließen. Wo bisher mit einfachen Mechanik- oder IT-Systemen das Auslangen


NEW BUSINESS Innovations 3/2017
To see the actual publication please follow the link above