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NEW BUSINESS 2/2017

COACHING-ZONE Feedback geben, oder es einzuholen, wenn man keines kriegt, ist eine Kunst – und ein Pfl icht-Kapitel in Führungsseminaren. Ist da jemand? 66 NEW BUSINESS | MÄRZ 2017 Foto: Beigestellt • Illustration: Claudia Molitoris N eulich – bei der Weihnachtsfeier des Verlags (immer ein wunderbares familiäres Ereignis, bei dem ich als Kolumnist das Privileg genieße, auf das Großzügigste eingeladen zu sein) – komme ich mit der klugen und schönen Lektorin ins Gespräch. Sie beschwert sich – liebenswürdig und charmant – über meine Vorliebe der freigiebigen Setzung von Bindestrichen bei besonders langen zusammengesetzten Substantiva. Ich erkläre diesen „Spleen“ mit meiner Hoffnung der verbesserten Les- und Erfassbarkeit und im selben Atemzug schwäche ich mein Argument auch schon wieder ab, indem ich sage: „Aber weißt Du was: Ich bin ganz sicher, dass das niemanden stört, weil meine Kolumne eh niemand liest.“ Und so entstand eine kleine Wette. Ich lade den Leser/die Leserin (mit Begleitung), der/die sich als Erste/r meldet, zu einem Essen mit Weinbegleitung bei meinem Lieblings-Spanier (Bindestrich!) ein. Weil ich von meinen Klienten weiß, wie heiß ersehnt Feedback ist, das nicht kommt. Feedback-Kultur ist ein Pflicht- Kapitel in meinen Führungsseminaren. Da erkläre ich den TeilnehmerInnen, wie man Feedback gibt. Was aber, wenn der potenzielle Empfänger das sehnsüchtig erwartete Echo nicht bekommt? Wie kann man – konstruktiv und doch mit vertretbar forderndem Unterton – sein Feedback reklamieren? Wie so oft im Leben ist die Lösung erheblich einfacher, als man denkt: Man fragt. Eine offene Frage. Das ist eine Frage, die eben nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden kann, sondern mit einem Inhalt. Nicht: „Warst Du mit meinem Projekt zufrieden?“ Sondern: „Wann hast Du Dich zuletzt mit meinem Projekt beschäftigt? Was ist Dir dabei positiv aufgefallen? Was hättest Du an meiner Stelle anders gemacht? Mit welchen Aufgaben würdest Du mich in absehbarer Zeit beauftragen? Welche meiner Quali kationen ndest Du zeitgemäß? Was sollte ich noch lernen? Welche meiner Erfahrungen könnte ich anderen Mitarbeitern weitergeben? Von welchen Gewohnheiten sollte ich mich so bald wie möglich trennen?“ Und – ganz banal: „Wie zufrieden bist Du eigentlich mit meinen Leistungen?“ Auf Fragen dieser Art kommen in den allermeisten Fällen ganz konkrete Antworten. Wer es ganz besonders genau haben möchte, könnte sogar mit skalierten Fragen auffahren. Zum Beispiel: „Wenn Du meine Arbeit auf einer Skala von Null bis 10 bewerten solltest – Null ist ganz schlecht und 10 supergut und Fünf als Mittelwert gilt nicht – wo markierst Du den aktuellen Wert? Welchen Wert wünschst Du Dir? Und was sollte ich vorrangig tun, damit ich da ankomme?“ Das wäre eine Vorgangsweise, die auch einem Trappisten eine Antwort herauslockt, die noch dazu regelmäßig weiter überprüft werden kann. Und jetzt schreibe ich noch drei Worte, die mir meine Frau strengstens verboten hat: Rhabarber. Rhabarber. Rhabarber. www.drsonnberger.com DR. HANNES SONNBERGER, DR. SONNBERGER BUSINESS COACHING Hannes Sonnberger war viele Jahre in führenden Positionen in Werbeagenturen. Seit 2005 arbeitet er als zertifi zierter Business-Coach mit den Schwerpunkten Führung, Konfl iktmanagement, Burnout-Prophylaxe und Teamarbeit. Aktuell erschienen: sein neues Sachbuch „Tool Box“.


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