
STEIERMARK
Citycom-Geschäftsführer Bernd Stockinger im Interview über
den 5G-Ausbau in der Steiermark, die Möglichkeiten des neuen
Mobilfunkstandards und die Auswirkungen von Corona.
„Nicht alles ist zur Zeit in der Krise.“
B ernd Stockinger ist Geschäftsführer und
Sprecher der Geschäftsführung der Grazer
Citycom, des regionalen Marktführers für
Netzwerk- und Telekom-Services im Businessbereich
und Betreibers des zweitgrößten städtischen
Glasfasernetzes Österreichs. Im Interview sprach Stockinger
unter anderem über die Auswirkungen und
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38 NEW BUSINESS • STEIERMARK | OKTOBER 2020
Möglichkeiten des neuen
Mobilfunkstandards 5G,
aber auch über die aktuelle
Krise. In Bezug auf Corona
richtet er einen Appell an
Österreich: „Nicht alles ist
zur Zeit in der Krise, daher
sollte man nicht alles zur
Krise werden lassen!“ Was
Stockinger mehr Sorgen
macht als Corona, lesen Sie
hier.
Welche Services und Dienstleistungen umfasst das
Angebot der Citycom?
Alles rund um die Sprachtelefonie, das Internet, regionale,
nationale und internationale Netzwerke. Wir sind
bereits mit einigen Firmen in 44 Ländern weltweit vertreten.
Unsere Rolle ist die Betriebsführung komplexer
Vernetzungslösungen und wir betreiben zwei eigene
Rechenzentren, also gehört auch alles um die Rechenzentrumsinfrastruktur
dazu.
Hat Corona Auswirkungen auf Ihre Ausbaupläne
oder Investitionen?
Das bleibt unverändert. Wir haben einen ausreichenden
Etat, in Summe zwischen zwei und drei Millionen Euro
im Jahr. Die Corona-Zeit hat gezeigt, dass Telekommunikation
mittlerweile zur Grundversorgung zählt
und gleich wichtig ist wie Energie. Ohne Telekommunikation
könnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Konzernen schlicht und ergreifend ihrer Arbeit nicht
nachgehen. Wir haben bei sehr vielen Firmen die Bandbreite
auf bis zu 600 Prozent aufgedreht, da die Mitarbeiter
von zu Hause auf die Firmennetze zugreifen
mussten. In den meisten Fällen haben wir noch am
selben Tag die Bandbreiten angepasst, spätestens am
folgenden Arbeitstag. Das hat gezeigt, dass wir auf die
Anforderungen und Bedürfnisse der Kunden und Mitarbeiter
unbürokratisch eingegangen sind. Unser Pragmatismus
hat uns gerade in dieser Zeit stark vom Mitbewerb
unterschieden.
Wie ist Citycom mit der Corona-Krise umgegangen?
Die Citycom hat das Glück, in einem sehr prosperierenden
Geschäftsumfeld tätig zu sein – Telekommunikation
im Premium-Segment. Wir haben eine gute Auslastung.
Um die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sicherzustellen, haben wir das Unternehmen
im Lockdown ab 14. März in zwei Gruppen
mit abwechselnder Anwesenheit gesplittet. Diese Gruppen
wurden wöchentlich getauscht und auch von diesen
Gruppen war jeweils nur die Kern-Mannschaft in der
Firma und der Rest zu Hause auf Telearbeit oder Bereitschaft.
Es wurde auch vereinbart, dass sich die Gruppen
nicht privat treffen. Wir haben auch bei jedem Mitarbeiter
das Datenpaket am Mobiltelefon maximal erhöht,
verbunden auch mit der Bitte, dass die Mitarbeiter im
Bedarfsfall auch in ihrer Freizeit erreichbar sind – sofern
es ihnen möglich ist. Die Mitarbeiter haben alle ihre
Laptops jeden Tag mit nach Hause genommen und jeden
Tag überprüft, ob der VPN-Zugang funktioniert. Die
Einsatzfahrzeuge wurden auf die Mitarbeiter aufgeteilt,
wurden mit nach Hause genommen und mussten jeden
Tag voll betankt sein. So musste kein Mitarbeiter in die
Firma kommen, um ein Fahrzeug zu holen und auf die
Baustelle zu fahren. Und wir sind sehr stolz auf unsere
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Umsatzausfälle haben Sie keine gespürt?
Nein. Nachdem wir nicht das Gastro- und Hotelsegment
bedienen, hatten wir nur minimale Ausfälle in der Tourismusbranche.
Aber wir haben das sehr gut verdaut.
Wie sieht es mit Ihren 5G-Plänen aus?
Die Citycom hat im Auftrag der Holding Graz Frequenzen
für Graz und die Steiermark für 20 Jahre erworben.
Bernd
Stockinger,
Geschäftsführer
und Sprecher
der Geschäftsführung
der
Grazer Citycom