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Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit einer weiteren Zinserhöhung gegen die hohe Inflation und stellt für März die nächsten Anhebung in Aussicht. Auf ihrer ersten Zinssitzung im neuen Jahr beschlossen die Währungshüter am Donnerstag, wie schon im Dezember die Schlüsselsätze um 0,5 Prozentpunkte anzuheben.

Der Leitzins liegt damit bei 3,0 Prozent, der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Geschäftsbanken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, steigt auf 2,50 Prozent.

"Der EZB-Rat wird den eingeschlagenen Kurs fortsetzen, indem er die Zinsen deutlich und in einem gleichmäßigen Tempo anhebt", erklärte die EZB. Sie stellte für die März-Zinssitzung eine weitere Anhebung um einen halben Prozentpunkt in Aussicht. Dann soll eine Bewertung des weiteren Kurses erfolgen.

"Die Anhebung der Leitzinsen um 50 Basispunkte ist richtig, weitere Schritte in diesem Umfang müssen folgen", kommentierte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), die Zinsentscheidung. Die Arbeit sei noch nicht vollendet. "Der aufkeimende Konjunkturoptimismus und die jüngst besseren Wirtschaftsdaten erleichtern es der EZB, Kurs zu halten." Womöglich gelinge der EZB auf diesem Wege sogar eine sanfte Landung. "Die EZB findet an der Zinsschraube immer mehr Gefallen", sagte Alexander Krüger, Chefökonom bei der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Mit dem Zinsschritt klopfe sie am konjunkturrestriktiven Zinsbereich an.

Die Teuerungsrate in der nach dem Beitritt Kroatiens auf 20 Länder angewachsenen Eurozone war im Jänner auf 8,5 Prozent zurückgegangen nach 9,2 Prozent im Dezember. Die Rate schwächte sich damit den dritten Monat in Folge ab. Die EZB hat bereits im Dezember ihr Zinserhöhungstempo etwas gedrosselt, nachdem sie sich im September und Oktober mit großen Schritten von jeweils 0,75 Prozentpunkten gegen eine ausufernde Inflation gestemmt hatte.

Doch die Währungshüter geben noch keine Entwarnung. Denn die Kerninflation, in der schwankungsreiche Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak herausgerechnet sind, verharrte zuletzt bei 5,2 Prozent. Die EZB treibt die Sorge um, dass sich die hohe Inflation verfestigen könnte und die langfristigen Inflationserwartungen aus der Spur geraten.

Denn die hohe Inflation und die Folgen des Ukraine-Kriegs lasten laut der EZB weiter auf der Wirtschaft im Euroraum. Das schwache Wachstum im vierten Quartal markiere eine spürbare Verlangsamung gegenüber der Konjunkturlage zur Mitte des vorigen Jahres, erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag. Die EZB gehe davon aus, dass die Konjunktur auf kurze Sicht schwach bleibe. Doch habe sich die Wirtschaft insgesamt als widerstandsfähiger als erwartet erwiesen. Über die kommenden Quartale sei mit einer Erholung zu rechnen - auch vor dem Hintergrund zurückgehender Lieferkettenprobleme. Im vierten Quartal stieg die Wirtschaftsleistung (BIP) um 0,1 Prozent an. Volkswirte hatten dagegen mit einem Minus von 0,1 Prozent gerechnet. Im Sommer war das Wachstum noch bei 0,3 Prozent gelegen. Im Gesamtjahr 2022 ergab sich damit immerhin ein Anstieg der Wirtschaftsleistung um 3,5 Prozent.

Auf der anderen Seite des Atlantiks ist die Fed mit ihrem Zinserhöhungskurs noch weiter. Sie schaltete am Mittwoch angesichts einer abflauenden Inflation in den USA einen weiteren Gang zurück. Die Federal Reserve setzte den Schlüsselsatz lediglich um einen viertel Prozentpunkt nach oben - auf die neue Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Die Fed sieht sich aber noch nicht am Ziel. Fed-Chef Jerome Powell bekräftigte, dass fortlaufende Zinserhöhungen angemessen seien, um die Inflation zurück zur Zielmarke von 2 Prozent zu bewegen.

(APA)