Generalbevollmächtigter wurde eingesetzt. © APA - Austria Presse Agentur

Die deutsche Bundesnetzagentur macht nach der Übernahme der Kontrolle bei Gazprom Germania Nägel mit Köpfen. In ihrer Eigenschaft als Treuhänderin von Gazprom Germania habe die Netzagentur beschlossen, dass das Unternehmen zusätzlich zur bestehenden Geschäftsführung einen Generalbevollmächtigten bestelle, teilte die Behörde am Freitag mit. Bei diesem handle es sich um das ehemalige Vorstandsmitglied der Energiebörse EEX, Egbert Laege.

Gazprom Germania gehört zu den größten Gasversorgern in Deutschland. Die 1990 gegründete Gesellschaft Gazprom Germania verfügt über ihre Tochter Astora über Gasspeicher in Deutschland und Österreich mit einer Kapazität von insgesamt sechs Milliarden Kubikmeter. In Deutschland gehören die Speicher im deutschen Rehden und in Österreich in der Salzburger Ortschaft Haidach dazu. Der Erdgasspeicher Haidach ist ein Gemeinschaftsprojekt der österreichischen RAG mit der russischen Gazprom export und der deutschen Gazprom-Tochter Wingas. Die Gazprom-Mengen aus dem Salzburger Gasspeicher Haidach sind nur für den deutschen und nicht für den österreichischen Markt bestimmt.

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte vor wenigen Tagen Gazprom Germania bis Ende September in die Treuhänderschaft der Bundesnetzagentur übergeben. Er reagierte damit auf die Ankündigung des russischen Mutterkonzerns Gazprom, die Tochter aufzugeben.

Der Präsident der Netzagentur, Klaus Müller, warb indes um das Vertrauen in die Gesellschaft. Die Fortführung des Geschäftsbetriebs der Gazprom Germania sei unerlässlich für die Energieversorgung in Deutschland, hieß es in einem der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorliegenden Brief Müllers an Banken, Geschäftspartner, Dienstleister und Kunden. "Daher ist es im überragenden Interesse der Bundesrepublik Deutschland, dass Banken, Dienstleister und Geschäftspartner der Gazprom Germania GmbH ihre Geschäftsbeziehungen mit ihr fortführen."

Die deutsche Bundesnetzagentur als Treuhänderin setze sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dafür ein, dass ein ordentlicher Geschäftsbetrieb sichergestellt sei, schrieb Müller. Die Netzagentur bestätigte den Versand des Schreibens.

Mit der Treuhänderschaft bestünden keine Weisungsbefugnisse der ursprünglichen Eigentümerin mehr, betonte Müller. "Die Bundesnetzagentur stellt im Rahmen ihrer Treuhänderschaft sicher, dass alle Zahlungen der Gazprom Germania GmbH nur zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs vorgenommen werden dürfen, damit ein unkontrollierter Abfluss von Finanzmitteln verhindert wird." Gleichzeitig stelle sie sicher, dass das Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs nachkommen könne und werde.