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NEW BUSINESS 1/2017

COVERTHEMA FEBRUAR 2017 | NEW BUSINESS 17 Ausbildung hinkt hinterher »Wir sehen uns jetzt schon mit der Tatsache konfrontiert, dass die Innovationszyklen um einiges schneller sind als die Ausbildungszyklen. Bildung ist ein absoluter Schlüsselfaktor für die Zukunft, neben Lesen, Schreiben und Rechnen brauchen wir auch digitale Kompetenzen.« Markus Klemen, Präsident der Österreichischen Computer Gesellschaft Heilsbringer „Schule 4.0“? „Glücklicherweise tut sich in diesem wichtigen Bereich jetzt etwas“, freut sich Klaus Himpsl-Gutermann, Leiter des Zentrums für Lerntechnologie und Innovation (ZLI) an der Pädagogischen Hochschule Wien. Denn kaum ist das alte Jahr verabschiedet, stellt das Bildungsministerium eine Neuerung im Bildungswesen vor – eine Digitalisierungsstrategie namens „Schule 4.0“, für die ein Budget von 13,5 Millionen Euro vorgesehen ist. „Digitale Technologien und Kommunikationskanäle ändern sich rasant und sind nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Die Schule muss unsere Kinder mit dem nötigen Werkzeug ausrüsten, um mit diesen Entwicklungen ein Leben lang Schritt halten zu können. Dazu gehört technisches Know-how genauso wie die Fähigkeit, digitale Inhalte kritisch hinterfragen und richtig einordnen zu können. Deshalb haben wir eine Strategie ausgearbeitet, die von der Vermittlung von technischen Fähigkeiten bis zur Medienbildung reicht und die gesamte Schullaufbahn umfasst“, erklärte Bildungsministerin Sonja Hammerschmid im Jänner bei der Präsentation ebendieser. Die Strategie umfasst konkret die digitale Grundbildung ab der Volksschule, die Ausbildung digital kompetenter Pädagogen, die Schaffung adäquater Infrastruktur und IT-Ausstattung sowie das Bereitstellen digitaler Lerntools. Sie soll ab nächstem Schuljahr mit digital bereits erfahrenen Schulen starten und ab Herbst 2018 flächendeckend ausgerollt werden. Wie diese Kompetenzen vermittelt werden – ob es eigene Fächer dafür gibt oder das Knowhow in bereits bestehende Fächer integriert wird –, soll jeder Schule selbst überlassen sein. Wichtig sei nur, dass „digitale Grundbildung wirklich verbindlich und ganzheitlich in eine neue Art von Unterricht Einzug ndet. Schließlich sollen die Kinder und Jugendlichen zu aktiven Usern werden und die digitale Welt nicht bloß passiv konsumieren“, mahnt Martina Piok, die Sprecherin der Initiative Neustart Schule, die Bewegung ins Bildungswesen bringen möchte. Zuspruch aus der Industrie Anklang ndet die Strategie in allen Ecken. Die Industriellenvereinigung sieht in ihr etwa „eine dringend erforderliche und somit höchst erfreuliche Strategie“, wie Generalsekretär Christoph Neumayer betonte. Digitalisierung bringe einen rasanten gesellschaftlichen DIE VIER SÄULEN DER DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE „SCHULE 4.0“ Säule 1 – Digitale Grundbildung ab der Volksschule: Bereits in der Volksschule wird spielerisch der Umgang mit Technik vermittelt und Medienbildung unterrichtet. Digitale Grundbildung wird in den Lehrplänen verankert, wobei der Schwerpunkt auf der dritten und vierten Schulstufe liegt. Von der fünften bis zur achten Schulstufe wird eine verbindliche Übung „Digitale Grundbildung“ mit einem eigenen Lehrplan im Ausmaß von zwei bis vier Wochenstunden eingeführt. Ob die Umsetzung integrativ in bereits bestehenden Fächern oder als eigener Gegenstand erfolgt, wird schulautonom entschieden. Säule 2 – Digital kompetente Pädagogen: Ab Herbst 2017 erwerben alle neu einsteigenden Lehrpersonen standardisierte digitale Kompetenzen, die sie in Form eines Pfl ichtportfolios nachweisen. Für den modularen Lehrgang im Ausmaß von 6 ECTS haben sie ab Schuleintritt drei Jahre Zeit. Alle Pädagogen, die bereits im Berufsleben stehen, können diesen Lehrgang auch als Fort- und Weiterbildung besuchen. Zusätzlich werden die Angebote der virtuellen Pädagogischen Hochschule ausgebaut. Säule 3 – Infrastruktur und IT-Ausstattung: Derzeit verfügen in den Bundesschulen 96 Prozent aller Klassenräume über einen Internetzugang, an den Pfl ichtschulen sind es 78 Prozent. Das Bundesministerium für Bildung hat deshalb gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie eine Breitbandoffensive für Pfl ichtschulen geplant. Mittelfristiges Ziel des BMB ist außerdem die jährliche Ausstattung aller 86.000 SchülerInnen der fünften Schulstufe mit Tablets und aller 84.000 SchülerInnen der neunten Schulstufe mit Laptops. Das erfolgreiche Mobile- Learning-Projekt, bei dem Tablets im Unterricht eingesetzt werden, wird in der Volksschule ausgeweitet. Säule 4 – Digitale Lerntools: Mit der Eduthek wird ein Portal für digitale Lehr- und Lernmaterialien geschaffen. Sie bündelt eine Vielzahl an Content- und Medienangeboten und macht sie über einen zentralen Einstieg zugänglich. Das inhaltliche Angebot soll Lehr- und Lernmaterialien, pädagogisch empfohlene Apps und Spiele sowie innovative Tools für moderne Unterrichtsformate umfassen.


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