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NEW BUSINESS Innovations 3/2017

SMART AUTOMATION 70 „Die großen Automobilzulieferer müssen in beiden Märkten präsent sein“, betont Christoph Schlegel, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. „Das Segment der Assistenzsysteme garantiert die Umsatzvolumina der nächsten Jahre, während das autonome Fahren das zukünftige Geschäft sichert.“ ZULIEFERER MÜSSEN NEUE FÄHIGKEITEN ENTWICKELN Die heutigen Assistenzsysteme benötigen nur relativ einfache Objekterkennungs- und Reaktionsmuster. Teil- oder vollautonomes Fahren hingegen erfordert die Zusammenführung aller verfügbaren Daten, um ein ausreichend exaktes Modell der Umwelt zu erstellen. Zusätzlich zu den schon heute in vielen Autos eingebauten Kameras und Radarsensoren werden weitere Datenquellen notwendig, wie Laserradar (LiDAR), hochau ösende Straßenkarten und aktuelle Crowdsourcing-Informationen. Automobilzulieferer kommen vor diesem Hintergrund nicht umhin, ihre Kompetenzen zu erweitern, insbesondere in der Softwareentwicklung. Darüber hinaus müssen sie attraktiver für Top-Talente werden. Dies erfordert vielerorts einen Kulturwandel in Richtung Technologieunternehmen und das Aufbrechen von Hierarchien. Auch die Konkurrenz verändert sich, Quereinsteiger aus der Technologiebranche werden ebenso auf den Plan treten wie neue Zulieferer aus Schwellenländern wie China. Um dem zu begegnen, werden Akquisitionen und Partnerschaften immer wichtiger, um an Know-how, Technologie und Mitarbeiter zu gelangen. „Zulieferer müssen eine Szenarioplanung einführen, mit deren Hilfe sie mögliche Entwicklungen identi zieren und Anpassungen rechtzeitig durchführen können“, so Bain-Partner NEW BUSINESS • INNOVATIONS | APRIL 2017 Heider. „Für die Unternehmen bedeutet das, sich technologisch und organisatorisch ständig weiterzuentwickeln.“ EU-STRATEGIE ZUR VERNETZTEN MOBILITÄT Europa will im Rennen um einen internationalen Spitzenplatz bei vernetzter Mobilität und selbstfahrenden Autos das Tempo deutlich erhöhen. Die von der EU-Kommission Ende 2016 vorgestellte Strategie für kooperative und intelligente Transportsysteme ist dazu nach Ansicht des Digitalverbands Bitkom ein wichtiger Schritt. Die Strategie sieht einheitliche Standards und ein koordiniertes Vorgehen in den Mitgliedsstaaten vor, um bis zum Jahr 2019 intelligente und vernetzte Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Unter anderem sollen rasch die technischen Grundlagen für Warnungen in Gefahrensituationen, wie langsame oder stehende Fahrzeuge auf der Fahrbahn oder extreme Wetterbedingungen, geschaffen werden. Zusätzlich sollen auch Hinweise auf das ideale Tempo für eine „grüne Welle“ im Stadtverkehr oder eine vernetzte und kooperative Navigation zwischen Fahrzeugen für einen bestmöglichen Verkehrs uss ermöglicht werden. „Die EU-Kommission setzt mit der heute vorgestellten Strategie ein Zeichen, dass Europa seine Anstrengungen bei der vernetzten Mobilität deutlich erhöhen muss und erhöhen wird“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Die Strategie hebt besonders hervor, dass es nicht allein um technische Infrastruktur und entsprechende Fahrzeuge geht. Es müssen vielmehr Fahrinformationen in Echtzeit kommuniziert werden. Ein solcher Echtzeit-Datenraum ist Voraussetzung für neue Geschäftsmodelle und einen sicheren, ef zienten sowie ressourcenschonenden Verkehr.“ BO Fotos: 2015 Daimler AG, BMW, DEKRA, Mercedes-Benz, Tesla Motors Einer Bitkom-Umfrage zufolge wünschen sich viele Autofahrer schon heute Unterstützung durch intelligente und vernetzte Fahrzeuge.


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