Verantwortungsbewusst Investieren

NEW BUSINESS - NR. 3, April 2017
KR Heinz Behacker, Vorstands-vorsitzender der VBV – Vorsorgekasse © VBV

Die VBV – Vorsorgekasse gilt im Finanzsektor als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Vorstandsvorsitzender Behacker verrät, wie ökonomischer Erfolg und ethisches Wirtschaften gelingen.

Herr Behacker, die VBV – Vorsorgekasse gilt in Österreich als Pionier in Sachen Nachhaltigkeit. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Vorsorgekassen müssen rentabel und sicher veranlagen – das erwarten sich unsere Kunden und das ist auch die Sicht des Gesetzgebers! Schließlich geht es um die Beiträge und die Vorsorgeansprüche aller Erwerbstätigen, die seit 1. 1. 2003 zu arbeiten begonnen haben bzw. seit diesem Zeitpunkt den Arbeitgeber gewechselt haben. Das sind immerhin rund drei Millionen Menschen! Unsere Veranlagungsstrategie ist daher grundsätzlich so ausgerichtet, dass wir mit möglichst geringem Risiko und breiter Streuung den höchstmöglichen Ertrag generieren.
Ergänzend zu dieser ökonomischen Ausrichtung haben wir uns aber schon zur Unternehmensgründung Gedanken gemacht, wie wir unser Kerngeschäft – also die Veranlagung der Kundengelder – auch ethisch, sozial und ökologisch gestalten können. Wir haben daher 2002 einen Ethik-Beirat eingerichtet, mit dem wir gemeinsam eine Nachhaltigkeits-Kriteriologie entwickelt haben, nach der wir unsere Veranlagung seit Beginn an managen. Verantwortungsbewusstes Investieren bedeutet, auf die Ressourcen unserer Erde, auf die Umwelt, auf die Gesellschaft und auf den korrekten Umgang mit Menschen Rücksicht zu nehmen. Wir investieren daher seit jeher vorwiegend in Unternehmen und Länder, die auf ökologischem und sozialem Gebiet Vorreiter sind und auch wirtschaftlich eine überdurchschnittliche Entwicklung aufweisen. Die Nachhaltigkeit ist seit Anbeginn in der Mission und im Unternehmensleitbild der VBV – Vorsorgekasse fest verankert und stellt sozusagen die DNA unseres Unternehmens dar.
 
Was macht für Sie nachhaltiges Anlegen aus?
Wenn es um die Veranlagung geht sind wir sehr kritisch! Immerhin tragen wir die Verantwortung für Treuhand-Kapital. Unsere Kunden müssen sich darauf verlassen können, dass wir nicht aus reiner Gier nach Performance wirtschaftlich oder ethisch leichtfertige Entscheidungen treffen. Eine klare strategische Asset-Allokation sowie die strenge Einhaltung unserer Positiv- und Ausschlusskriterien bilden den verbindlichen Rahmen für unser Tun. Zu unseren Positivkriterien gehören etwa erneuerbare Energien, Ressourcenschonung und Gesundheitsvorsorge. Ausschlusskriterien sind unter anderem Todesstrafe, Atomenergie, Kinderarbeit oder die Produktion von Massenvernichtungswaffen. Transparenz und die externe Überprüfung und Beurteilung der Qualität unserer nachhaltigen Veranlagung sind uns dabei ein besonderes Anliegen! Der Kunde will keine Mogelpackung: bevor wir nur sagen, dass wir nachhaltig sind, lassen wir unsere gesamte Veranlagung von der ÖGUT, der österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik, einem Bereich des Lebensministeriums, überprüfen und testieren! Damit wird die Sache auch glaubwürdig und nachvollziehbar.

Was unterschiedet Ihre Veranlagungspolitik von jener anderer Anbieter?
Mit der Einrichtung eines Ethik-Beirats sowie dem klaren Bekenntnis zur Betriebsökologie haben wir schon im Jahr 2002 Meilensteine gesetzt – im Finanzsektor war „Nachhaltigkeit“ damals ein Novum. Wir sind sehr stolz, als Vorreiter und Trendsetter in diesem Bereich mittlerweile die gesamte Vorsorgekassenbranche in diese Richtung geführt zu haben. 2016 haben sich erstmals alle neun betrieblichen Vorsorgekassen einer ÖGUT-Überprüfung unterworfen. Seit der ersten ÖGUT-Prüfung im Jahr 2004 konnte die VBV als einzige Vorsorgekasse immer die höchste Bewertung erzielen. Nach „Premium“ und „best in class“ können wir diesbezüglich bereits zum sechsten Mal in Folge auf das „Gold-Standard-Zertifikat“ verweisen.
Zahlreiche Auszeichnungen und Audit-Ergebnisse zeigen, dass gelebte gesellschaftliche Verantwortung und nachhaltige Veranlagung zu guten Ergebnissen führen. So erhielten wir im Juni 2016 als einzige österreichische Vorsorgekasse im Branchenranking der Zeitschrift „Konsument“ die Note „Sehr gut“ und wurden damit Testsieger beim Verein für Konsumenteninformation.

Welche konkreten Maßnahmen haben Sie im Bereich „Nachhaltige Veranlagung“ in letzter Zeit gesetzt?
Seit Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit den Folgen des Klimawandels, um Strategien für die Zukunft abzuleiten. Investitionen in die Dekarbonisierung der Wirtschaft sind nicht nur eine Pflicht gegenüber der Gesellschaft, sondern gleichzeitig auch eine historische Chance für Langzeitinvestoren. Unser Beitritt zur Klima-Allianz des Senats der Wirtschaft und der WWF CLIMATE GROUP – beides Plattformen von Unternehmen in Österreich, die sich aktiv zum Klimaschutz bekennen – waren wichtige Schritte in diese Richtung. Als erster Finanzdienstleister im deutschsprachigen Raum haben wir 2015 auch das internationale Montréal-Pledge-Abkommen unterzeichnet. Damit haben wir uns verpflichtet den CO2-Fußabdruck der Veranlagung jährlich zu messen, zu veröffentlichen und uns konsequent um eine weitere Reduktion zu bemühen. Zudem haben wir uns entschieden, Kohle aus dem Portfolio auszuschließen. Der Divestmentprozess wurde bereits Anfang 2016 eingeleitet. Demnach investieren wir nicht mehr in Unternehmen, deren Einnahmen zu mehr als 5 Prozent aus Kohleabbau bzw. dem Handel mit Kohle bestehen.
Unser Beitrag zur Dekarbonisierung der Wirtschaft wurde im November 2016 mit dem Österreichischen Klimaschutzpreis in der Kategorie „Betriebe“ vom ORF, dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft sowie dem Publikum ausgezeichnet.

In vielen Köpfen stehen soziale und ökologische Verantwortung im Widerspruch zu ökonomischem Erfolg. Wie sehen Sie das?
Seit mehr als 14 Jahren beweisen wir, dass „nachhaltiges Wirtschaften“ und „ökonomischer Erfolg“ kein Widerspruch ist. Im Gegenteil: Die VBV – Vorsorgekasse vereint seit Beginn umfassende unternehmerische Verantwortung mit höchster Wirtschaftlichkeit. Seit 2003 liegt unsere kumulierte durchschnittliche Nettorendite für die Kundengelder pro Jahr bei knapp über 3 Prozent und ist damit langfristig die beste Gesamtperformance der Branche. Die Auswahl unserer Anlageprodukte beginnt zunächst mit einer strengen Finanzanalyse. Darüber hinaus betrachten wir aber auch Faktoren außerhalb der rein wirtschaftlichen Aspekte. Diese haben oft sogar wesentlichen Einfluss auf die finanzielle Performance eines Unternehmens. So haben sich unter anderem Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterförderung, Strategien im Bereich Forschung und Entwicklung, die Beachtung von CO2- und Energieeffizienz als wichtige Faktoren für den langfristigen Unternehmenserfolg erwiesen. Nachhaltige Veranlagung hat sich im Laufe der Zeit somit als „zweites Risikomanagement“ herauskristallisiert.

Was würden Sie Unternehmen raten, die in Ihre Fußstapfen treten wollen?
Unserer Ansicht nach steht die Welt heute mehr denn je vor einer Fülle ungelöster Probleme. Eines davon ist der unaufhaltsam gewordene Raubbau an den Ressourcen unserer Erde zulasten der uns nachfolgenden Generationen. Die Finanzindustrie trägt hier die größte Verantwortung, denn sie könnte mit einer nachhaltigen Geldpolitik mit der wohl größten Hebelwirkung ziel­orien­tiert entgegensteuern. Es geht also um die „Schwungmasse“. Als Pionier und Trendsetter ist es der VBV – Vorsorgekasse daher besonders wichtig, auch andere institutionelle Investoren von den Vorzügen einer nachhaltigen Kapitalveranlagung zu überzeugen. Denn je mehr sich diesem Trend anschließen, desto größer wird diese „Schwungmasse“ und die Chance, auch den uns nachfolgenden Generationen eine gedeihliche Zukunft zu ermöglichen. Alle Pensionskassen, Versicherungen oder Kapitalanlagegesellschaften seien daher aufgerufen, diesen Weg beherzt einzuschlagen. Und die nachhaltige Ausrichtung der Veranlagung im Sinne der Glaubwürdigkeit durch externe Testate transparent zu dokumentieren. (VM)

www.vorsorgekasse.at