Klimawandel im Schaltschrank

NEW BUSINESS Innovations - NR. 09, NOVEMBER 2017
Mit einem breit aufgestellten, hoch qualifizierten Serviceteam und mehreren Servicefahrzeugen kann Rittal einen One-Stop-Repair-Grad von über 90 Prozent vorweisen. © Rittal

Egal ob in der Antarktis oder am Äquator: Sobald elektrische Bauteile ihre Arbeit verrichten, wird es warm im Schaltschrank.

Diese Wärmelasten müssen ökologisch vertretbar, effizient, aber auch wirtschaftlich abgeführt werden. Neben modernen Klimageräten sichert auch die entsprechende Wartung die gewünschte Wirtschaftlichkeit.

Durch die Forderung der Europäischen Union, bis 2020 rund 20 Prozent an Energie und CO2 zu reduzieren, rückt das Thema Energieeffizienz auch in den Fokus von Anlagenbetreibern. Deshalb machen sich diese schon seit Jahren auf die Suche nach den Energiefressern im Betrieb. Fündig werden sie häufig beim Thema Klimatisierung. Schätzungen zufolge sind in Europa etwa zwei Millionen Schaltschrank-Klimageräte im Einsatz, die mit einer angenommenen Anschlussleistung von zwei Gigawatt (ca. 1 kW pro Gerät) für einen CO2-Ausstoß von circa vier Millionen Tonnen pro Jahr verantwortlich sind.
Rittal beschäftigt sich als Systemanbieter schon seit vielen Jahren mit dem Thema effiziente Klimatisierung. Allerdings sind viele Klimatisierungslösungen nicht optimal ausgelegt und arbeiten oftmals ineffizient. Das ergibt sich aus einer von Rittal durchgeführten Feldstudie. Beim Aufbau vieler Schaltschränke zeigten sich deutliche Verbesserungspotenzial. So waren die Komponenten meist nur nach der elektrischen Funktionalität angeordnet, auf eine optimale Führung der kühlen Luft wurde dagegen kaum geachtet. Die Klimatisierung war in den seltensten Fällen darauf ausgerichtet, sogenannte „Hot Spots“ zu vermeiden. Schaltschränke mit Kompressor-Kühlgeräten, die etwa die Hälfte der untersuchten Schaltschränke ausmachten, hatten in 19 Prozent der Fälle einen Luftkurzschluss, sodass sich ein Teil der Kühlleistung nicht nutzen ließ. Bei zwei Dritteln der Schaltschränke lagen die warmen Komponenten nicht im Luftstrom zwischen Aus- und Einlass des Kühlgerätes. Die Hälfte aller Kompressor-Kühlgeräte war deutlich überdimensioniert, daher hatten die Geräte nur eine Auslastung von maximal 20 Prozent. Die gute Nachricht: Mit verbesserter Planung, modernen Kühlgeräten, aber auch der entsprechenden regelmäßigen Wartung lassen sich diese Probleme umgehen.

Wartung unterstützt Energieeffizienz
In der oben angesprochenen Feldstudie zeigten sich auch deutliche Schwachstellen beim Thema Service und Wartung. Klar ist, dass gewartete Klimageräte nicht nur wesentlich effizienter, sondern auch länger in Betrieb sind. Außerdem schreibt der Gesetzgeber eine regelmäßige Überprüfung für Geräte mit 1,5 Liter Kältemittel und deren Dokumentation inkl. Prüfbuch vor. Als Anlagenbetreiber kann man diese Pflicht auch an Dritte weitergeben. Als konzessionierter Betrieb erledigt Rittal das für seine Kunden. Zudem betreut Rittal die Inbetriebnahme der Klimalösung und übernimmt die Wartung bzw. Reparatur. Je nach unternehmerischer Anforderung kann der Kunde aus fünf für ihn passenden Lösungen auswählen, was Erreichbarkeit, Reaktionszeit oder Ersatzteilverfügbarkeit angeht. Zusätzlich bietet das Unternehmen Schulungen zur richtigen Bedienung der Geräte, zum Thema Filtermattentausch, zu optimalen Reglereinstellungen sowie für kleinere Wartungsarbeiten, die vom Kunden selbst durchgeführt werden können, damit die Geräte optimale Leistung erbringen können.

Hausbesuch für Klimageräte
Bereits seit einigen Jahren ist der Rittal-Servicebus für Reparaturen und Wartungen in ganz Österreich unterwegs. Mit an Bord dieser mobilen Kältewerkstätte: eine Vielzahl an Werkzeugen und Ersatzteilen sowie ein Vorrat an Stickstoff und Kältemittel. Damit kann der Servicetechniker Reparaturen und Wartungsarbeiten von Klimageräten vor Ort durchführen. 97 Prozent der vom Serviceteam durchgeführten Serviceeinsätze sind mit nur einem Besuch abgeschlossen. Bei der Wartung selbst wird eine spezielle Checkliste abgearbeitet. Standardmäßig wird bei allen Geräten eine Innenreinigung inklusive Reinigung des Verflüssigers durchgeführt. Anschließend werden die Spannung, die Stromaufnahme am Kompressor sowie die Heißgas- und Verdampfungstemperatur gemessen, die Luftführung der Ventilatoren überprüft und die Regelung bei Bedarf neu eingestellt. Nach Abschluss des Service erhält das Gerät eine Kontrollplakette und der Kunde ein dazugehöriges Protokoll. Damit ist auch der Nachweis erbracht, dass tatsächlich all diese Arbeiten am Gerät durchgeführt wurden und das Gerät voll funktionsfähig ist.

Vor Ort gut beraten
2007 rief Rittal das Serviceteam ins Leben. Hans Groll ist seit dem ersten Tag dabei. Die meisten Kunden, die er damals vor allem noch aufgrund von Störungen besuchte, setzen jetzt auf Wartungsverträge. „Wir sehen, dass immer mehr Firmen auf regelmäßige Wartungsverträge umsteigen und nicht warten wollen, bis ihre Kühlgeräte und Anlagen defekt sind. Das ist in jedem Fall eine positive Entwicklung“, schwärmt der heutige Leiter des Serviceteams.
Zum Team gehören mittlerweile sechs zertifizierte Klima- und Kältetechniker an den Standorten Wien und Linz, die österreichweit Einsätze durchführen. Im Süden von Österreich steht ein langjähriger und kompetenter Servicepartner zur Verfügung. In der Regel kann am Tag nach einer Störungsmeldung ein Techniker vor Ort sein. Doch auch internationale Serviceeinsätze werden von der Servicezentrale in Wien aus koordiniert. Weltweit betreibt Rittal 200 Standorte mit zertifizierten Servicepartnern.

Kostenlose Inspektionstour
Seit diesem Jahr bietet Rittal auch einen kostenlosen Inspektionsbesuch, bei dem die Rittal-Techniker meist gemeinsam mit dem Instandhaltungstechniker vor Ort alle vorhandenen Kühlgeräte begutachten. Dabei werden die Gerätedaten erhoben und anschließend die Geräte befundet – und hier tun sich oft interessante Verbesserungsmöglichkeiten auf: Häufig ist der Temperatur-Sollwert viel niedriger als benötigt eingestellt. Dies bedeutet nicht nur einen hohen Energieverbrauch, sondern auch eine geringere Lebenserwartung des Gerätes und eine vermehrte Kondensatbildung, die den verbauten Komponenten im Schrank schaden kann. Stark verschmutzte Geräte arbeiten zudem nicht mehr effizient und sollten für eine Wartung vorgemerkt werden.
Der Techniker sieht bei seinen Messungen auch, wenn ein Kühlgerät über- oder unterdimensioniert ist, und kann den Kunden dahingehend beraten, bei der Bestellung des neuen Gerätes eine andere Leistungsklasse zu wählen, die sparsamer oder auch entsprechend leistungsfähiger ist.
Bei einer Inspektionstour werden auch immer wieder Geräte entdeckt, die bereits am Ende ihrer Lebensdauer stehen. Bevor es hier zu einem Störfall und damit zu einem Produktionsausfall kommt, kann der Kunde schon im Vorfeld konkret beraten werden und über das passende Nachfolgemodell nachdenken. Durch die Einführung der neuen „Blue e+“-Kühlgeräteserie mit bis zu 75 Prozent weniger Energieverbrauch kann ein rechtzeitiger Kühlgerätetausch nicht nur umweltschonend, sondern auch rentabel sein.