Maßgeschneidert

NEW BUSINESS Guides - TRANSPORT- & LOGISTIK GUIDE 2017
Im Bio-Segment spielt die Verpackung – mitunter ­aufgrund gesetzlicher Regelungen, aber auch aus ­Konsumentensicht – heute eine wichtige Rolle. © REWE International AG

Verpackung in neuem Gewand

Die Verpackung spielt in der Logistik eine wichtige Rolle – soll sie doch einerseits die Fracht schützen und andererseits möglichst kostengünstig und gleichzeitig ­umweltfreundlich sein. Materialien wie Wellpappe sind hier daher nach wie vor äußerst gefragt. Doch neue Technologien eröffnen aktuell anderen – noch umweltfreundlicheren – Ansätzen den Markt. An der Entwicklung sind auch heimische Unternehmen beteiligt.

Wellpappe ist ein wahres Naturtalent – leicht und trotzdem stabil, zudem lässt sie sich vollständig recyceln. Dank ihrer perfekten Wellenkonstruktion bietet sie ein schützendes Polster für den Transport von Gütern aller Art und sorgt dafür, dass Lebensmittel oder Computer sicher, hygienisch und qualitativ hochwertig ankommen, wie Max Hölbl, seit Jänner 2017 neuer Sprecher des Forum Wellpappe Austria, erläutert. Als Transportverpackung Nummer eins leistet die Wellpappe einen wesentlichen Beitrag in der gesamten Lieferkette. „Verpackungen aus Wellpappe sind die Musterschüler der Kreislaufwirtschaft“, betont Hölbl. Sie würden zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und seien biologisch abbaubar. „Andere Pack­stoffe können davon nur träumen.“
Neben den Fragen der Wirtschaftlichkeit rücken die Umwelteigenschaften von Verpackungen immer mehr ins Zentrum des öffentlichen wie unternehmerischen Interesses. Dadurch steigt auch die Nachfrage nach Verpackungen aus Wellpappe. Dieses Wachstum vollzieht sich umweltschonend, da Wellpappe heute bis zu 20-mal wieder in der Produktion eingesetzt werden kann. „Und es gibt permanente Verbesserungen beim Papierrecycling.“
Die Recyclingrate von Wellpappe liegt in Österreich bei 98,8 Prozent – was bedeutet, dass „fast 100 Prozent aller gebrauchten Verpackungen aus Wellpappe“ im Rohstoffkreislauf verbleiben und erneut zur Papierherstellung verwendet werden. „Dieser perfekte Kreislauf ist ein wichtiger Grund, warum so viele Unternehmen auf Wellpappe setzen.“
Die Aufgabe einer Transportverpackung endet heute aber längst nicht mehr an der Rampe des Supermarkts. Gerade im Regal spielt die Wellpappe eine weitere Stärke aus. Denn sie kann hochwertig bedruckt und optimal für die Erfordernisse des Marketings eingesetzt werden, unterstreicht Hölbl. Speziell für den Handel entwickelte Verpackungen aus Wellpappe (Shelf ready Packaging) können im Regal einen wichtigen Beitrag zur Schärfung des Markenprofils leisten und den Verkauf der Waren unterstützen.

Ökologische Verantwortung zeigen
Der natürliche Rohstoff Wellpappe bringe aber nicht nur viele Umwelt- und Marketingvorteile, sondern er punktet vor allem mit seinen hohen Sympathiewerten. „Viele unserer Auftraggeber nutzen Wellpappe als wirksamen Produktschutz und zeigen mit der Verwendung des natürlichen Materials auch ihre ökologische Verantwortung.“
Als Vorreiter des betrieblichen Klimaschutzes will etwa REWE International AG „erkennbar und messbar“ zu einem Nachhaltigkeitswandel in der Wirtschaft beitragen. „Neben der Erhöhung der Energieeffizienz, der Senkung klimarelevanter Emissionen und der Schonung von Ressourcen leisten wir einen aktiven Beitrag zur Dekarbo­nisierung bis zum Jahr 2050“, erklärt Tanja ­Dietrich-Hübner, Leitung Nachhaltigkeit der REWE Group. Das umfasst Maßnahmen in der Sortimentsgestaltung und der Logistik bis hin zur Reduzierung und zum Recycling von Verpackungsmaterialien.
„Bei Verpackungen sind Sorgfalt, Innovation und Kreativität gefragt, und zunehmend spielen auch ökologische Kriterien eine Rolle“, so Dietrich-Hübner. Besonders bei Lebensmitteln und Drogerieprodukten müssen Verpackungen Multitalente sein, da sie dem Produkt optimalen Schutz und lange Haltbarkeit garantieren, Informationen transportieren und auch noch ansprechend gestaltet sein müssen. „Nachwachsende Rohstoffe haben hier besonders viele Vorteile.“ Bereits 2011 startete Dietrich-Hübner zufolge die REWE-Marke Ja! Natürlich mit einer Green-Packaging-Initiative und bietet seitdem Tomaten, Zwiebeln, Zitrusfrüchte, Beeren und anderes in Verpackungen wie Wellpappe, Holzfolien oder Zellulose­netzen an.

Flexible Verpackungslösungen entwickeln
„Urbanisierung, Nachhaltigkeit, demografischer Wandel, Markenschutz, Verantwortungsbewusstsein und Globalisierung, diese sechs Megatrends stehen dieses Jahr für Constantia Flexibles im Fokus“, erklärt indes Alexander Baumgartner, CEO von Constantia Flexibles. „Unter unserem Leitprinzip ‚People, Passion, Packaging‘ arbeiten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Entwicklung und Umsetzung flexibler Ver­packungslösungen, die sich den wandelnden Anforderungen des Produkts, der Kunden sowie der Endverbraucher anpassen – und damit den aktuellen Trends.“
Laut aktuellen Studien werden bis 2050 voraussichtlich rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Die Stadtbevölkerung wiederum greift Baumgartner zufolge häufiger zu Convenience-Produkten aus dem Supermarkt und muss Produkte auf begrenztem Raum lagern. Verpackungslösungen, die wenig Platz einnehmen und einfach transportiert werden können, werden somit immer wichtiger. So wird beispielsweise das „On-the-go“-Format in Form eines Ausgießerbeutels für Trinkjoghurts, die als Einzeldosis benutzerfreundlich und bestens vor Feuchtigkeit, Sauerstoff und Licht geschützt sind, zunehmend stärker nachgefragt, wie Baumgartner erklärt.
Die Globalisierung ermöglicht heute die Verfügbarkeit von Produkten beinahe überall auf der Welt. Daher liefern sich multinationale Marken am Markt einen zunehmenden Konkurrenzkampf. Verpackungen, die praktisch und zugleich hochwertig sind, die eine Marken­botschaft optimal transportieren und sich von anderen unterscheiden, können für Endverbraucher den ausschlaggebenden Kaufgrund liefern. Ein Beispiel für so eine Verpackungslösung ist dem Manager zufolge das sogenannte Christmas Bow Label von Coca-Cola. Das Etikett kann durch einen kleinen Handgriff in eine Schleife verwandelt werden und verleiht so der Marke Coca-Cola ein besonderes Alleinstellungsmerkmal.

Logo aus dem Laser
Ein solches Alleinstellungsmerkmal sucht auch REWE. Im Zug eines Pilotprojekts testet die REWE International AG dabei einen neuen Schritt zur Einsparung von Plastik als Verpackungsmaterial. Sogenannte Laser-Logos ersetzen dabei testweise die Plastikverpackungen bei den Ja!-Natürlich-Avocados bei BILLA und MERKUR. Zeitgleich testete auch PENNY mit der Bio-Marke Echt B!O als erster Diskonter des Landes Bio-Avocados mit Laser-Logo. Zum Einsatz kam dabei mit „Natural Branding“ eine Methode, bei der Obst und Gemüse per Laser durch vorsichtiges Abtragen der äußersten Schalenschicht mit einem Logo versehen werden. Somit könnten in Zukunft noch mehr Plastikverpackungen bei Obst und Gemüse vermieden werden, ohne gegen gesetzlich notwendige Deklarationen zu verstoßen oder einen schnelleren Verderb der Produkte zu riskieren, betonen die Projektverantwortlichen. Eine langfristige Vision für die REWE International AG ist es, mittels dieser Technik zukünftig möglichst viele weitere Produkte aus der Plastikverpackung zu holen. So bieten sich beispielsweise Mangos oder Melonen als weitere Optionen an. Das Laser-Logo spare dabei nicht nur Plastik ein, sondern habe auch keinerlei Einfluss auf Geschmack, Qualität und Haltbarkeit der Lebensmittel. Damit sei die Laser-Logo-Methode eine ideale Möglichkeit, Bio-Obst und Gemüse lose ohne Verpackung zu verkaufen.
Doch neue Verpackungsmethoden erfordern auch neue Verpackungstechniken, was wiederum stetig neue Einsatzmöglichkeiten für kollabora­tive Serviceroboter eröffnet. Ob in der Industrie für schnelle „Pick & Place“-Anwendungen oder für komplexere Aufgaben im Betreuungs- und Gesundheitswesen – kollaborative Serviceroboter liefern gleichbleibend hohe Qualität und helfen Kosten zu senken. Etwa der P-Rob von F&P Robotics. Die voll integrierbare Steuerung von Linearachsen, die Greifersensorik, die Lernfähigkeit und einfachste Programmierung sollen den Roboter zum „Assistenten für anspruchsvolle Aufgaben in der Verpackung von Lebensmitteln, als Laborhelfer oder als rechte Hand im Montage- und Prüffeld“ machen, hofft der Hersteller.

Maßgeschneiderte Verpackungen
Holzpackmittel sind indes eine Wissenschaft für sich: Mit einer einfachen Kiste, einer Kabeltrommel in Einheitsgröße oder einer Standardpalette ist es heute schon lang nicht mehr getan, gefragt sind vielmehr maßgeschneiderte Packmittel. Denn Güter, die auf Paletten oder in Exportverpackungen transportiert werden, würden immer hochwertiger und teurer, wie der Geschäftsführer des deutschen Bundesverbands Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e. V., Jan Kurth, betont. „Mit den Gütern wurden und werden auch die von unseren Mitgliedsunter­nehmen hergestellten Verpackungen immer individueller, und wir halten mit der Entwicklung dank zahlreicher technischer Innovationen ohne Probleme Schritt.“
Moderne Paletten und Verpackungen werden heute auf automatisierten Anlagen hergestellt, die Qualitätsanforderungen an den verwendeten Rohstoff Holz steigen dabei stetig. Darum ist, ehe eine Transportkiste oder eine Palette ihren Dienst aufnehmen kann, eine Menge Planung und Organisation notwendig, erläutert Kurth. Bei einer Transportkiste werde zunächst das Aufmaß genommen. Außerdem müssten technische Zeichnungen angefertigt werden, auf deren Basis schließlich die individuelle Kiste produziert werde. Die Möglichkeiten dabei würden von der „Completely Knocked Down“-Kiste (CKD) für aus mehreren Einzelteilen bestehende Waren über wiederverwertbare Faltkisten bis hin zu Sonderkonstruktionen für außergewöhnlich empfind­liche Produkte reichen.
Ähnlich sehe es bei der Herstellung von Paletten aus. Hier müssten Beladungsfälle, Gewichte, Besonderheiten bei Umschlag, Lagerung und Transport, internationale Vorschriften sowie ­optische und phytosanitäre Fragestellungen beachtet werden. Mittlerweile sei etwa nur noch die Hälfte aller in Deutschland produzierten Paletten Standardware.

Hohe Prozessqualität von Anfang an
„Mit zunehmender Tendenz werden flexible Größen gefragt, die einer besonders aufwendigen Planung bedürfen. Palettenmaße von 545 x 545 bis zu 1.600 x 2.250 Millimeter oder mehr sind keine Seltenheit mehr“, erklärt Kurth. Nachdem Ausführung, Holzart, Vernagelung, Trocknungsgrad und Kennzeichnungen festgelegt worden sind, findet die anschließende Herstellung der Paletten auf oft CNC-gesteuerten Fertigungs­linien statt. Diese bestehen in der Regel aus Nagelmaschinen, Bearbeitungsmaschinen, Transport- sowie Stapelvorrichtungen. Zudem durchlaufen die Paletten in der Regel einen Hitzebehandlungs- beziehungsweise Trocknungsprozess, um ihre statischen Eigenschaften zu verbessern, um Schimmelbildung zu vermeiden und internationalen Vorschriften gerecht zu werden. „Von der Konstruktion bis zur Auslieferung sind also eine hohe Prozessqualität und jede Menge Fachwissen erforderlich“, so Kurth.
Außerdem müsse die Frage geklärt werden, welche Belastungen die Transportmittel auszuhalten hätten. „Ist ein Transport mit dem Lastwagen geplant? Geht es durch die Luft – also in kalte Luftschichten mit niedrigem Luftdruck –, oder wird die Verpackung gar mit rauer Seeluft konfrontiert, die beim Transport mit dem Schiff aufgrund des hohen Salzgehalts der Luft und eines möglichen starken Seegangs extrem ­widerstandsfähig sein muss?“ Dann kämen zum Beispiel Korrosionsschutz- oder Klimaschutz­verpackungen infrage.
Außerdem komme es oftmals vor, dass Paletten und Kisten in automatisierten logistischen Ab­läufen eingesetzt werden. Würden die Güter an ihrem Bestimmungsort dann noch einige Zeit unter freiem Himmel gelagert, müsse die Ver­packung das Transportgut auch dort sicher vor Witterungseinflüssen schützen. „Deshalb spielen die spezifischen Eigenschaften der Verpackungsmaterialien eine immens wichtige Rolle.“
Bei der Entwicklung individueller Ladungsträger könnten heute CAD- und Berechnungspro­gramme helfen, die Paletten exakt nach den Anforderungen des Kunden und der Packgüter zu kon­struieren und die statische Belastungsfähigkeit zu berechnen. Stand der Technik sei Kurth zufolge das vom HPE entwickelte Programm PALLET-Express. Dazu kommt die Software CASE-Express für die Konstruktion und statische Berechnung von Exportverpackungen. „Solche Programme stellen die Zukunft dar. Paletten und Verpackungen aus Holz sind heute maßhaltig und maßgenau und können in jedem beliebigen Maßraster hergestellt werden. Die Verpackungsbranche befindet sich mitten in einer Qualitäts­offensive, bei der es um Maßhaltigkeit, Sicherheit, Statik und Optik der Verpackung geht. Man darf gespannt sein, welche innovativen Entwicklungen das zunehmend spezialisierte Tages­geschäft noch hervorbringt.“

Sichere Farben – zufriedene Kunden
Auch bei den Farben, mit denen die Verpackungen bedruckt werden, schreitet die Entwicklung rasant voran. So geht Siegwerk Druckfarben AG & Co. KGaA laut eigenen Angaben nun mit der Einführung des neuen Ink-Safety-Portals und des Transparency-Labels „einen Schritt weiter“ bei der Produktsicherheit. Damit werde ein Zeichen für die Verpflichtung zur kompromisslosen, proaktiven Transparenz und zur gemeinsamen Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette sowie für die Herstellung und Vermarktung sicherer Druckfarben gesetzt, betont das Unternehmen. Verbraucher würden zunehmend kritischer hinsichtlich gesundheitsrelevanter Aspekte und des persönlichen Wohlbefindens. Dies wurde durch verschiedene Verpackungsskandale in der Vergangenheit und der Gegenwart gefördert, insbesondere in Bezug auf die Lebensmittel­sicherheit. Siegwerk sei sich von Anfang an des Bedürfnisses nach sicherer Druckfarbe für Ver­packungsanwendungen bewusst gewesen und habe daher die Sicherheit von Druckfarben zu einem seiner Leitprinzipien gemacht.
Im Ink-Safety-Portal geht es um den Austausch von Fachwissen. Dafür bietet die Expertenplattform komprimiertes Know-how zu entschei­denden Themen der Produktsicherheit und zu regulatorischen Anforderungen in Bezug auf Druckfarbenbestandteile, Expositions- und Sicherheitsbewertungen. Das Ergebnis sei eine vielfältige Sammlung der zentralen Themen zu sicheren Druckfarben und sicherer Lebens­mittelver­packung. Siegwerk bündle damit sein Fachwissen und stelle es Kunden und interessierten Dritten zur Verfügung.
Um Siegwerks Verantwortungsbewusstsein im Hinblick auf Verbrauchersicherheit zu demons­trieren, wurde das Transparency-Label entwickelt. Transparenz gelte für alle Anwendungen, also für Lebensmittelverpackungen, „lebensmittelähnliche“ (Pharma & Körperpflege) oder Nichtlebensmittelapplikationen. Das Label beinhalte auch Kundenbetreuung und Unterstützung durch Siegwerk auf verschiedenen Ebenen – von individueller Beratung bei bestimmten Problemstellungen bis hin zu allgemeineren Schulungen.

Proaktiv Transparenz zeigen
Allem voran stehe das Label aber für die ­Verpflichtung zur kompromisslosen, proaktiven Transparenz und zur geteilten Verantwortung durch Siegwerk. Es basiert auf der Herstellung sicherer Druckfarben mit qualifizierten Roh­stoffen, auf sorgfältigen Formulierungen und auf ­anwendungstechnischen Qualifizierungen sowie auf einer Produktion gemäß guter Herstellungs­praxis.
„Mit unserem Transparency-Label unterstreichen wir unsere globale Verantwortung in Bezug auf Lebensmittelsicherheit, regulatorische Anforderungen und die Richtlinien der Markenartikler. Das Label steht für unsere Verpflichtung zu ­proaktiver Transparenz und geteilter Verantwortung. Es ermöglicht unseren Kunden, ein sicheres und konformes Produkt zu drucken und stellt sicher, dass wir das liefern, was wir versprechen“, erklärt Herbert Forker, Vorstandsvorsitzender von Siegwerk.
Siegwerk bietet Herstellern von Lebensmittelverpackungen nicht nur eine vollständige Palette von migrationsoptimierten Druckfarben und Lacken für alle Druckverfahren, sondern unterstützt Kunden auch mit Schulungen zu allen Aspekten der Lebensmittelsicherheit und -verordnungen. „Ziel ist es, die Sicherheit der Produkte unserer Kunden zu gewährleisten.“ (TM)
www.cflex.com
www.rewe-group.at
www.ink-safety-portal.siegwerk.com
www.siegwerk.com
www.hpe.de
www.wellpappe.at
www.fp-robotics.com