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Licht am Horizont

NEW BUSINESS Export - NB EXPORT 1/2017
OeNB-Gouverneur Nowotny ortet eine positive Grundstimmung in Europa. Als größte Ungewissheit betrachtet er die Wirtschaftspolitik der USA. © Pixabay

Trotz einer Reihe von Risiken herrscht in Europa eine weitgehend positive Grundstimmung, was die Lage der Weltwirtschaft betrifft ...

... Die feste Verankerung im europäischen Wirtschaftsnetz sichert den Erfolg vieler heimischer Exporteure und erzielt einen stabilen Leistungsbilanzüberschuss für Österreich.

Die Wirtschaft in Österreich wird heuer mit einer prognostizierten Wachstumsrate von 1,6 Prozent voraussichtlich wieder im Gleichklang mit Deutschland und der Eurozone wachsen, eventuell könnten die Zahlen auch noch leicht nach oben revidiert werden“, so Ewald ­Nowotny im Rahmen des Finanzausschusses des Nationalrats am 16. März 2017.
Größter Unsicherheitsfaktor, was die Weltwirtschaft betrifft, ist laut Nowotny die Wirtschaftspolitik der USA. „Die USA haben heuer ein deutliches Wachstum, und gleichzeitig herrscht mit einer Arbeitslosenrate von fünf Prozent – im Gegensatz zu zehn Prozent in Europa – de facto Vollbeschäftigung.“ Nowotny führt dies auf eine Kombination aus Investitionen in die Infrastruktur und den erwarteten Steuersenkungen zurück. Die Frage sei, wie lange diese Entwicklung anhalte. Es gebe zum Teil große Nervosität. Angesichts der Konjunkturentwicklung in den USA rechnet Nowotny jedenfalls mit steigenden Zinsen und einer Aufwertung des Dollars, was allerdings im Widerspruch zu dem stehe, was die US-Regierung ­eigentlich anstrebe.
Positiv bewertet Nowotny auch die Entwicklung in Zen­tral- und Osteuropa, der stärksten Wachstumszone in ­Europa. Länder wie Tschechien haben nahezu eine Vollbeschäftigung, wovon auch österreichische Unternehmen und Banken profitieren. Zuletzt zugenommen hat auch die Lohndynamik in Deutschland, Nowotny geht davon aus, dass in der Folge die Importe steigen werden und der hohe Leistungsbilanzüberschuss damit tendenziell reduziert wird.

Märkte sind wieder positiv ­gegenüber Österreich eingestellt
Die Wirtschaft in Österreich soll 2017, anders als zuletzt, wieder im Gleichklang mit Deutschland und der Euro­zone wachsen. „Die Delle ist vorbei.“ Insgesamt geht ­Nowotny von einem BIP-Plus in der Eurozone von 1,8 Prozent und in Österreich von 1,6 Prozent aus, wobei beide Zahlen eventuell noch leicht nach oben revidiert werden könnten. Eine ähnliche Entwicklung ist für 2018 und 2019 zu erwarten. Die Wachstumsraten vor der Krise von zwei bis drei Prozent wird man nach Einschätzung Nowotnys aber nicht so bald erreichen. Was Österreich betrifft, wertete Nowotny es als positiv, dass zuletzt nicht nur die Zahl der Beschäftigten, sondern auch die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden deutlich zugenommen hat. Das sei eine echte Verbesserung am Arbeitsmarkt. Positiv gegenüber Österreich sind derzeit auch die Märkte eingestellt, die Situation habe sich, so Nowotny, massiv verbessert. Es werde honoriert, dass es gelungen sei, das Hypo-Alpe-Adria-Thema positiv zu erledigen. Das habe befreiend gewirkt.

Österreichs Außenwirtschaft ist fest in Europa verankert
Österreich wickelte im Jahr 2016 mehr als 70 Prozent des grenzüberschreitenden Güter- und Dienstleistungshandels mit den anderen EU-Mitgliedstaaten ab. Die starke Einbindung in das europäische Wirtschaftsnetz bringt heimischen Exporteuren Wechselkursstabilität und erhöhte Planungs­sicherheit. Vor diesem Hintergrund erzielte Österreich im Jahr 2016 neuerlich einen stabilen Leistungsbilanzüberschuss von sechs Mil­liarden Euro (1,7 Prozent des BIP). Die globale Wachstumsschwäche ließ jedoch nur geringe Exportzuwächse im Güter- und Dienstleistungshandel zu. Vielmehr war der Tourismus – noch deutlicher als bisher – die tragende Säule dieses Erfolgs. Der Kapitalverkehr mit dem Ausland war aktiv- und passivseitig durch Nettoabflüsse geprägt, die mit Sonderfaktoren wie der Restrukturierung des UniCredit-Konzerns, verstärkten Nettotilgungen von Bankanleihen oder den geldpolitischen Maßnahmen der EZB zu erklären sind.
„Österreichs Außenwirtschaft profitiert – insbesondere angesichts des weiterhin ungünstigen globalen Umfelds – von langfristig etablierten Wirtschaftsbeziehungen in Europa und zeichnete sich 2016 neuerlich durch makroökonomische Stabilität aus“, hob Andreas Ittner anlässlich einer Pressekonferenz der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor.

Deutliches Plus beim Reiseverkehr
Dieser Erfolg basiert jedoch – noch mehr als in den vergangenen Jahren – auf dem hervorragenden Reiseverkehrsergebnis (+8,8 Milliarden Euro), während der Güterhandel infolge stagnierender Exporte (+0,7 Prozent) bei gleichzeitig anziehenden Importen in etwa ausgeglichen bilanzierte. Auch die in jüngster Vergangenheit florierenden Unternehmensdienstleistungen Österreichs im Ausland entwickelten sich 2016 mäßig und brachten netto nur ein geringes Plus von 1,4 Milliarden Euro. „Die hohe ­Abhängigkeit des außenwirtschaftlichen Erfolgs vom ­Reiseverkehr wirft die Frage auf, ob der Industriestandort Österreich sein Potenzial vollständig nützt“, relativiert Vize­gouverneur Ittner das Ergebnis und ergänzt: „Nachdem sich Österreich in den vergangenen Jahren angesichts steigender Güterexportüberschüsse und innovativer Unternehmens­dienstleistungen weitere außenwirtschaftliche Standbeine geschaffen hatte, schwächte sich dieser Vorteil nun etwas ab“.
Der ehemals beachtliche Exportüberschuss aus dem Güter- und Dienstleistungshandel mit den CESEE-Ländern ist 2016 vollständig abgeschmolzen. War diese Region noch bis vor wenigen Jahren vor allem als Absatzmarkt interessant, so bilanziert der Handel mit Gütern und Dienstleistungen mittlerweile ausgeglichen: Im Jahr 2016 wurden jeweils rund 33 Milliarden Euro ein- und ausgeführt. „Bemerkenswert ist der starke Bedeutungsgewinn osteuropäischer Länder für Österreichs Einfuhren, der den positiven Entwicklungspfad dieser Märkte insgesamt reflektiert“, erläuterte Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik.

Wirtschaftspartner Deutschland
Deutschland bleibt aus der Sicht Österreichs – ungeachtet einer guten Diversifizierung im restlichen Europa – jedoch mit Abstand das wichtigste Partnerland, sei es als Herkunfts- und Zielmarkt für den Güter- und Dienst­leistungshandel, den Reiseverkehr oder für grenzüberschreitende Finanztransaktionen aus Direktinvestitionen, Wertpapieren, Einlagen und Krediten.

Exportdynamik hilft Industrie
Die Industrieproduktion hat im Februar bereits an Fahrt zugelegt, die Dynamik ist für eine Aufschwungsphase aber noch verhalten. Die Produktionserwartungen deuten jedoch gemeinsam mit einer Verbesserung der Auftragslage auf eine Beschleunigung hin. Positive Signale für die Industrie kommen auch vom Einkaufsmanagerindex der Bank Austria, der im April mit 58,1 Punkten den höchsten Wert seit März 2011 erreichte.

Investitionen und privater Konsum liefern kräftige Wachstumsbeiträge
Die Investitionen waren im Jahr 2016 neben dem privaten Konsum die wichtigste Konjunkturstütze. Die überdurchschnittlich hohe Kapazitätsauslastung signalisiert eine zunehmende Notwendigkeit von Erweiterungsinvestitionen und lässt ein Anhalten des Investitionszyklus im weiteren Jahresverlauf 2017 erwarten. Der Konsum dürfte ausreichend Dynamik aufweisen, um gemeinsam mit der anhaltenden Investitionskonjunktur für einen kräftigen Wachstumsbeitrag der Inlandsnach­frage zu sorgen. In Verbindung mit den verbesserten ­Aussichten für die Exportkonjunktur sind die Chancen für ein solides Wachstum der österreichischen Wirtschaft zur Jahresmitte 2017 sehr gut. (BO)

INFO-BOX
Ergebnisse des OeNB-Exportindikators Mai 2017

Im Februar 2017 sind die nominellen Güter­exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent gestiegen. Damit hat sich das Wachstum nach dem – aufgrund eines Sonder­effekts im Bereich der pharmazeutischen Industrie – ungewöhnlich hohen Wert im Jänner (+18,3 %), wie schon in der letzten Veröffentlichung des Exportindikators vom April erwartet (+2,6 %), wieder normalisiert.
Die regionale Aufteilung der Exporte in den ersten beiden Monaten des Jahres 2017 zeigt, dass der Exportaufschwung regional breit gefächert ist. Neben den Exporten nach Frankreich – die getrieben von dem Sondereffekt bei pharmazeutischen Erzeugnissen im Jänner – um 100 Prozent zunahmen, stiegen die Exporte nach Russland (+41 %), Schweden (+19 %), in die Niederlande (+17 %), nach Italien (+9 %) und Deutschland (+8 %) besonders stark. Gedämpft wurde das gesamte Exportwachstum durch rückläufige Exporte in die Schweiz (–12 %).
Der Sondereffekt bei den pharmazeutischen Exporten nach Frankreich dominiert auch die Betrachtung nach Gütergruppen. Die Exporte von chemischen Erzeugnissen sind im Jänner und Februar um 34 % gestiegen. Aber auch andere Gütergruppen zeigten in diesen Monaten eine starke Dynamik (Brennstoffe und Energie: +47 %, Fahrzeuge: +10 %, Rohstoffe: +9 %, Maschinen: +7 %, Nahrungsmittel: +6 %). Nur eine Gütergruppe (sonstige Fertigwaren: –6 %) verzeichnete einen Rückgang.
Die aktuellen Ergebnisse des auf Lkw-Fahrleistungsdaten basierenden OeNB-Exportindikators signalisieren für März und April 2017 eine Fortsetzung des positiven Wachstumstrends. Bedingt durch Arbeitstageffekte (der März hat einen Arbeitstag weniger, der April zwei Arbeitstage mehr als der jeweilige Vorjahres­monat) und die Lage der Osterferien (2016: März; 2017: April) ergibt sich ein sehr volatiles Monatsprofil (März: +7,0 %; April: –0,9 %). Saison- und arbeitstägig bereinigt zeigt sich eine Beschleunigung von jeweils +3,1 Prozent im Februar und März auf +5,5 Prozent im April.
Neben der Lkw-Fahrleistung signalisiert insbesondere die stark verbesserte Einschätzung der Exportauftragseingänge durch die Unternehmen eine weitere Stärkung der Exportkonjunktur in den kommenden Monaten.