Konstruktiv im Superlativ.

NEW BUSINESS Bundeslandspecial - BURGENLAND 2017
Die Ringfassade der ÖAMTC-Zentrale in Wien-Erdberg ist ein Meisterwerk der Konstruktionstechnik. © Toni Rappersberger

Mit der Ringfassade der neuen ÖAMTC-Zentrale setzt die Unger Steel Group abermals ein architektonisches Highlight in der Bundeshauptstadt und erhält dafür den SOLID Bautechpreis.

Der 7-Mann-Schlossereibetrieb, den Josef Unger senior 1952 in Welgersdorf gründete, ist heute ein Weltkonzern. Als österreichische Unternehmensgruppe in der ausführenden Bauindustrie zählt die Unger Steel Group seit längster Zeit zu den führenden und international erfolgreichsten Industriebetrieben ­Europas.

Global Player aus dem Burgenland
Beeindruckende Stahlkonstruktionen rund um den Globus basieren auf architektonischen Meisterleistungen aus dem burgenländischen Oberwart. Die dort ansässige Unger Steel Group zeichnet unter anderem nicht nur für das bereits mehrfach international ausgezeichnete Rautendach des Wiener Hauptbahnhofes oder das größte Porsche-Autohaus in Moskau verantwortlich, sondern wirkte auch bei der Errichtung des höchsten Gebäudes der Welt, dem Burj Khalifa, mit. Dies sind aber nur einige wenige Highlights der erfolgreichen Unternehmensgeschichte. Erst kürzlich setzte sich die Unternehmensgruppe mit einer imposanten Konstruktion ein neues architektonisches Denkmal in Wien-Erdberg.

Einzigartige Fassade für ÖAMTC-Zentrale
Mit dem neuen ÖAMTC-Mobilitätszentrum hat der Club einen wichtigen Impuls für die Zukunft gesetzt und ein Gebäude errichtet, welches das ÖAMTC-Leitmotiv „Der Mensch im Mittelpunkt“ eindrucksvoll verkörpert.
Das Gebäude ist in Form einer Felge mit fünf „Speichen“ angelegt. Umhüllt wird das zukunftsorientierte Gebäudekonzept von einer beeindruckenden Ringfassade aus der Unger-Schmiede. Die 230 Meter lange und knapp 17 Meter hohe Ringfassade ist das architektonische Highlight der neuen ÖAMTC-Zentrale und bildet gleichzeitig das verbindende Element, das sich von Speiche zu Speiche erstreckt und somit einerseits als Schutzwand zur Wiener Südosttangente dient, andererseits konnten so die Fluchtwege aus den Büroräumlichkeiten konstruktiv in die Stahlkonstruktion integriert werden. Somit konnten die Tiefen des Bürogebäudes ausgenutzt und die Massivtreppenhäuser kleiner gehalten werden. Die prominent positionierte Stahl-Glas-Konstruktion der Ringfassade konnte durch den konsequenten Einsatz von Building-Information-Modeling(BIM)-Technologien im Zuge der Ausführungsplanung durch das Zusammenspiel der planenden Architekten, des Tragwerksplaners und der ausführenden Unternehmen umgesetzt werden.

Statische Herausforderung
Bei der Lösungsfindung hatte die Aufgabenstellung, ein funktionierendes, ausführbares und gleichzeitig wirtschaftliches statisches System zu finden, als Randbedingung einen weitreichenden und maßgebenden Einfluss auf das Tragwerkskonzept. Aufgrund der Länge der Ringfassade in Umfangsrichtung von 250 Metern und den damit verbundenen maßgebenden thermischen Verformungen mussten entsprechende Bewegungsmöglichkeiten in Längsrichtung vorgesehen werden, um keine Zwangskräfte aus der Ringfassade in den Betonbau einzuleiten. Gelöst wurde dieses Problem durch den Entwurf einer Tragkonstruktion aus einem über 250 m durchlaufenden Stück ohne Dehnfuge. Notwendigerweise musste nun die Tragkonstruktion in Umfangsrichtung vom Betonbau entkoppelt werden. Diese Entkoppelung führte schließlich zu einer – in allen Richtungen – gelenkigen Lagerung der Ringfassade auf Elastomerlagern.

Montagekonzept
Um das speziell entwickelte Montagekonzept einhalten und Termine für Nachfolgegewerke garantieren zu können, wurde die Montage der Ringfassade in fünf Bauphasen eingeteilt. Resultierend aus einem umfassenden Montagekonzept mussten Montageanweisungen und Montageschritte auch aus statischer Sicht penibel eingehalten werden, ebenso die genaue Definition der Reihenfolge und des Bestimmungsorts der LKW-Ladungen infolge der beengten Verhältnisse. Die Bauteile wurden mit 130-t-Kränen und einem 250-t-Kran im Tandemhub auf die Höhe des Einbringungsortes gehoben. Bei den erforderlichen Rüsttürmen für den Hohlkasten musste die Vorbombierung bzw. Überhöhung des Betonbaus berücksichtigt werden. Hier wurden bei den Auflagerungspunkten der Stahlkonstruktion eigene Pressen eingesetzt. Nach der Komplettmontage der Ringfassade mussten die Hilfsunterkonstruktionen und Hilfsstütztürme sorgfältig unter vorgegebener Anweisung rückgebaut werden, damit das Nachfolgegewerk Glasbau mit seinen Arbeiten beginnen konnte.
Das Montagekonzept ist so ausgelegt, dass in einem zweiten Bauabschnitt noch eine Bürospeiche ergänzt werden kann. Die extrem beengte Baustellensituation sowie die Komplexität dieses Projekts konnten nur von Fachleuten wie Unger mit langjähriger Erfahrung abgewickelt werden. Somit konnte Unger seine jahrelange Expertise in allen Arbeitsschritten einfließen lassen und so zur erfolgreichen und termingerechten Realisierung des Bauvorhabens beitragen.

Ausgezeichnete Leistung
In seiner achten Auflage ging der SOLID Bautechpreis an die Unger Steel Group: „Wir sind stolz auf diese Auszeichnung – sie beweist einmal mehr, dass wir für höchste technische Lösungsorientiertheit, Präzision und absolute Termintreue stehen. Eine Konstruktion wie die der Ringfassade der neuen ÖAMTC-Zentrale erfordert höchstes technisches Know-how und die Expertise der Unger-Spezialisten, um dies termingerecht und planmäßig realisieren zu können“, so Josef und Matthias Unger, Geschäftsführer der Unger Steel Group.
Die Unger-Gruppe erhält diesen renommierten Preis bereits zum vierten Mal: So wurde das Unternehmen mit dem Projekt „Schiffstation Wien – Die neue Anlegestelle für die Twin City Liner“ im Jahre 2010 mit dem 1. Platz in der nationalen Kategorie ausgezeichnet, 2012 mit dem Rautendach des neuen ÖBB-Hauptbahnhofes in Wien in derselben Kategorie. Weiters wurde die Unger Steel Group 2015 ebenfalls in der Kategorie nationale Projekte für das LLC – Library- and Learningcenter der neuen Wirtschaftsuniversität Wien prämiert. (BO)