Österreicher verbrauchten weniger Gas © APA - Austria Presse Agentur

In den Monaten September, Oktober und November ist in Österreich heuer durchschnittlich um rund 10 Prozent weniger Gas verbraucht worden als in den Jahren 2019 bis 2021. "Wir haben über die Witterung hinaus Einsparungen beobachtet, von Haushalten und von der Industrie", sagte Johannes Schmidt von der BOKU bei einem Pressegespräch der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Gleichzeitig sei die Stromproduktion aus Gas so hoch wie in den letzten 3 Jahren nicht.

"Wir sind grundsätzlich für den Winter in einer guten Ausgangslage", sagte Schmidt, vom Institut für Nachhaltige Entwicklung an der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU). Die Speicher seien sehr gut gefüllt, so gut wie fast nie zuvor. "Seit Samstag leeren sich die Gasspeicher in Europa jetzt", und damit relativ spät im Jahr. "Wir haben Glück gehabt mit der Witterung, es war warm". Auch über die Witterung hinaus habe man aber Einsparungen beim Gasverbrauch beobachtet.

Hier sei die Datenlage in Deutschland besser, dort verzeichnen Forscherinnen und Forscher Einsparungserfolge von 10 bis 20 Prozent. Das Modell sei in Österreich nachgebaut worden, hierzulande müssten aber einige Zahlen geschätzt werden, etwa weil nicht ganz klar sei, wer welches Gas verbrauche. "Da sehen wir, dass wir witterungsbereinigt im September und Oktober durchaus 10 bis 15 Prozent eingespart haben", im November sei die Einsparung aber auf 5 Prozent zurückgegangen.

"Wir gehen davon aus, das viele dieser Einsparungen aus der Industrie kommen", so Schmidt. Gleichzeitig seien die Einsparungserfolge im November auch deshalb zurückgegangen, weil der Gaspreis am Spotmarkt gesunken sei und jene Industrien, die dort kaufen, ihren Verbrauch entsprechend wieder erhöht hätten. Auch im Juli und August sei bereits Gas eingespart worden, hier vor allem von der Industrie. Im Gesamtjahr sei in Österreich heuer bisher um 5 Prozent weniger Gas verbraucht worden als in den Vergleichszeiträumen von 2015 bis 2021.

Der Gasverbrauch in der Stromproduktion sei heuer allerdings höher als in den vergangen 3 Jahren. "Wir haben eine Knappheit im Stromsektor", sagte Schmidt. Der Grund dafür sei, dass wenig Niederschlag und niedrige Wasserstände die Stromproduktion aus Wasserkraft gedämpft hätten. Weiters belastend wirke, dass die Produktion aus Atomkraft in Frankreich derzeit weit unter dem Ziel liege.

Wie man mit den hohen Strom- und Gaspreisen umgeht, ist eine politische Frage. So könne man das entweder den Märkten überlassen, dann werde dort gespart, wo es am leichtesten geht, so Philipp Schmidt-Dengler vom Institut für Volkswirtschaftslehre an der Uni Wien. "Es ist klar, das führt zu sozialen Verwerfungen. Um ein Extrem zu nennen: Man würde eine Hungersnot ja auch nicht den Märkten überlassen", so der Forscher.

Das andere Extrem sei es, die Preise zu regulieren, etwa mit einem Preisdeckel. "Das Problem ist, dadurch wird das Gas nicht mehr", sagte Schmidt-Dengler. Die Herausforderung sei es deshalb, einerseits die Wirkung der Preismechanismen, also Anreize zum Sparen, aufrechtzuerhalten und andererseits dort zu entlasten, wo es notwendig ist. Wichtig sei dabei die soziale Treffsicherheit. "Was sozial treffsicher ist, liegt natürlich im Auge der Betrachterin", nicht gelungen sei es allerdings etwa beim Klimabonus und der Strompreisbremse. Dort sei nicht sozial differenziert worden und es seien kaum Sparanreize entstanden.